Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 11. Sep 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (12.9. - 18.9. 2014)

Das Gasthaus Jöslar in Andelsbuch startet nach der Sommerpause seine monatlichen Filmabende diesen Sonntag mit Woody Allens „Midnight in Paris“. Im Heerbrugger Kino Madlen gibt es dagegen Clint Eastwoods Jukebox-Musical „Jersey Boys“ in englischer Originalfassung mit Untertitel zu sehen.

Midnight in Paris: In Woody Allens Liebeserklärung an die Seine-Metropole schlüpft ein Amerikaner durch ein Zeitloch vom 21. Jahrhundert ins Paris der 1920er Jahre und trifft dort alles, was Rang und Namen hat wie Hemingway, Picasso, Gertrude Stein oder Cole Porter.
Wunderbar verspielt ist dieser Film, spielerisch leicht erfolgen die Übergänge von der Gegenwart in die Vergangenheit, dicht wird durch die perfekte Ausstattung und die musikalische Untermalung mit zahlreichen Songs von Cole Porter die Atmosphäre der 20er Jahre beschworen. Hier gibt es keinen dunklen Ton, alles leuchtet und strahlt in warmen Goldfarben.
Auch bleibt es dabei nicht bei der nummernrevueartigen Hommage an eine vergangene Zeit, sondern im Kern ist dies eine federleichte Reflexion über das unbefriedigte Leben in der Gegenwart und die daraus resultierende Sehnsucht des Menschen nach dem nie erreichbaren „Goldenen Zeitalter“ sowie letztlich auch – wie stets bei Allen – ein Film über die Unwägbarkeit der Liebe. Da muss dann schließlich auch der Zeitreisende eine Entscheidung treffen und auf einer Seine-Brücke tut sich eines Nachts bei strömendem Regen eine ganz neue Option, eine neue Hoffnung aufs Glück, auf.
Gasthaus Jöslar, Andelsbuch: So 14.9., 20 Uhr

Jersey Boys: Clint Eastwood erzählt in der Verfilmung des gleichnamigen Jukebox-Musicals von Aufstieg und Fall der Popband "The Four Seasons".
Eastwood muss längst niemand mehr etwas beweisen. Wunderbar leichthändig und locker inszeniert er, atmosphärisch dicht erweckt er mit perfekter 1950er Jahre Ausstattung (James L. Murakami) und Kostümen (Deborah Hopper) die Zeit zum Leben. Ganz selbstverständlich lässt der 84-jährige auch seine Protagonisten mit direkter Ansprache ans Kinopublikum die Handlung raffen oder kommentieren.
Wie aus dem Ärmel geschüttelt wirkt das, zügig und rund, mit souveräner Beherrschung des Rhythmus wird die Geschichte vorangetrieben. Großartig setzt er die Genese von „Cry for Me“ und weitere Hits wie „Sherry“, „Big Girls Don´t Cry“ in Szene, doch leidet „Jersey Boys“ mit zunehmender Dauer unübersehbar an seiner stereotypen und überraschungsarmen Story von Aufstieg, Fall und Comeback und zu blassen Protagonisten.
In der Handlungsfülle mit einer sich über mehrere Jahrzehnte spannenden Erzählzeit und im breiten Ausspielen der Hits bleibt wenig Raum für differenzierte Charakterisierung und die Herausarbeitung von Konflikten. Mehr pflichtschuldig abgehandelt als wirklich entwickelt wird das langsame Scheitern der Ehe des Leadsängers Frankie Valli und die Probleme seiner Tochter und auch die Differenzen innerhalb der Band werden nur in wenigen Szenen wirklich spürbar. - Die abgehangen souverän-nüchterne Inszenierung des Altmeisters entschädigt aber zumindest teilweise für solche inhaltlichen Schwächen.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 15.9., 20.15 Uhr