Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Walter Gasperi · 14. Jun 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (15.6. - 21.6. 2012)

Am Spielboden Dornbirn wird diese Woche im Rahmen von „Tanz Ist!“ der Dokumentarfilm „Amandla“ gezeigt, in dem Lee Hirsch der Bedeutung der Musik im Widerstandskampf der Afrikaner gegen das verhasste Apartheid-Regime nachspürt. Auch im Kino Madlen in Heerbrugg steht diese Woche eine Kämpferin gegen ein ungerechtes Regime im Mittelpunkt: Luc Besson erzählt in seinem Biopic „The Lady“ vom Kampf der burmesischen Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi.

Amandla: Die Rassentrennung bestimmte Politik und Leben in Südafrika zwischen 1948 und 1994, aber es gab auch einen Kampf dagegen. Der Amerikaner Lee Hirsch blendet in seinem mitreissenden Dokumentarfilm „Amandla!“ – der Titel ist dem Xhosa entnommen und bedeutet übersetzt „Power, Kraft“ - in diese Zeit zurück. In einer geschickten Mischung aus Interviews und Wochenschaumaterial dokumentiert er nicht nur chronologisch angeordnet die 40-jährige Geschichte der Apartheid, sondern vermittelt auch eindrücklich, welche Rolle Protestsongs beim Widerstand gegen das rassistische Regime spielten. Wenn die Interviewpartner vom Gespräch in Songs wechseln, mit denen sie die jeweilige politische Situation kommentierten, und wenn diese Songs mit Archivmaterial kombiniert werden, wird die Kraft dieser Musik spürbar, wird intensiv das Aufbegehren und der Widerstands- und Überlebenswillen dieses geschundenen Volkes erfahrbar gemacht. – Ein Denkmal gegen das Vergessen ist dieser Film, zeigt aber auch eindrücklich, welch große Bedeutung Musik im Leben der Menschen spielt.
Spielboden Dornbirn: Fr 15.6., 20.30 Uhr


The Lady: Über 20 Jahre kämpfte die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gegen die brutale Militärdiktatur in ihrer burmesischen Heimat, mit ihrem Sieg bei den Nachwahlen am 1. April 2012 zeichnet sich ein Erfolg ihrer Bemühungen ab. Luc Besson interessiert sich in seinem Biopic nicht für die politischen Hintergründe, sondern erzählt vor allem mit einer famosen Michelle Yeoh in der Titelrolle eine große Liebesgeschichte. Der Franzose streift nur kurz die Kindheit mit der Ermordung des Vaters, der nach der Entkolonialisierung als Burmas Hoffnungsträger galt. Im Zentrum des Films stehen aber die Jahre von 1988 bis 1998. Eckpunkte sind ihr Entschluss in Burma zu bleiben und für die Freiheit des Volkes zu kämpfen und dafür auf ihre in England lebende Familie zu verzichten sowie der Tod ihres an Krebs erkrankten Mannes im Jahr 1998.
Besson schwelgt in schönen Bildern, steigert in Szenen wie der Ankunft Sung Kyis in Burma, der Verleihung des Nobelpreises (1991), den ihr Mann und die zwei Söhne entgegen nehmen, oder dem Sterben Michaels das Pathos noch durch die Musik Eric Serras, doch zu mehr als zu emotionaler Ergriffenheit führt „The Lady“ nie.
Zu wenig bietet Besson einfach zum Denken, zu wenig wird die Handlung ins soziale und politische Umfeld eingebettet, das hier Behauptung bleibt, aber nie lebendig wird, und zu sehr verlässt er sich auf eine glatte Oberfläche. Die Verpackung gefällt, doch trotz einer faszinierenden Hauptfigur wirkt dieser Film letztlich hohl.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 18.6., 20.30 Uhr