Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 14. Aug 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (15.8. - 21.8. 2014)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche einerseits die mexikanische Tragikomödie „Der wundersame Katzenfisch“ und andererseits als Open-Air-Kino den Spielfilm "Dein Weg", in dem ein amerikanischer Augenarzt auf dem Jakobsweg zu sich selbst findet.

Der wundersame Katzenfisch: In wortlosen und lakonischen Einstellungen beschwört die Mexikanerin Claudia Sainte-Luce in den ersten Minuten ihres Spielfilmdebüts den monotonen und einsamen Alltag der Supermarktangestellten Claudia. Bewegung kommt in das Leben der jungen Frau erst, als sie mit einer Blinddarmentzündung ins Krankenhaus eingeliefert wird und dort die Aids-kranke Martha kennenlernt. Trotz ihrer Krankheit ist diese allein erziehende Mutter von drei Töchtern und einem kleinen Sohn voll Lebensfreude und Empathie und nimmt auch Claudia in ihre quirlige Patchwork-Familie auf. Männer gibt es hier nicht, denn die unterschiedlichen Kindsväter sind entweder verstorben oder haben Martha verlassen.
Wenn mit Claudias Eindringen in diese Familie an die Stelle der Ruhe des Beginns Dynamik und Chaos treten, erfährt man hautnah, was Familie sein kann. Agil folgt die Kamera von Agnes Godard den Familienmitgliedern durch die Wohnung, ständig wird beim Essen geredet und kräftige Farben unterstreichen die emotionale Wärme. Claudia findet aber hier nicht nur eine „Mutter“, sondern wird selbst auch zur Ersatzmutter für die etwa zwischen acht und achtzehn Jahre alten Kinder, die die Krankheit der Mutter schwer belastet.
Trotz des tragischen Endes bewahrt dieses Debüt dank seiner lockeren und unbekümmerten Erzählweise sowie des frischen Spiels des Ensembles seine Leichtigkeit. Authentisch wirkt nicht nur das Milieu, sondern man spürt auch im ebenso empathischen wie treffenden Blick, dass die 32-jährige Regisseurin von eigenen Erfahrungen erzählt. Sicher wechselt sie zwischen komischen und tragischen Momenten und vermittelt bewegend die bittere Süße des Lebens, das durch eine zufällige Bekanntschaft aufgehellt und bereichert wird.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 16.8., 22 Uhr

Dein Weg: Emilio Estevez schickt in seinem Spielfilm seinen leiblichen Vater Martin Sheen als kalifornischen Augenarzt, der kurz vor der Pension steht, auf eine 800km lange Wanderschaft auf dem Jakobsweg, lässt ihn anderen Pilgern begegnen und langsam zu sich selbst finden
Estevez setzt nur wenige dramatische Akzente, lässt den Film vielmehr ruhig im Wechsel von Landschaftsaufnahmen, denen die großartige Musik von Tyler Bates alles Postkartenmäßige nimmt, und menschlichen Episoden dahingleiten. Raum zum Atmen lässt „Dein Weg“ dem Zuschauer in dieser in ihrer Schlichtheit überzeugenden Erzählweise, die ganz dem Rhythmus des Pilgerns entspricht.
Da presst Estevez auch keine Bedeutung des Pilgerns hinein, zwingt dem Zuschauer nichts auf, sondern lässt ihn selbst über den Sinn einer solchen Reise reflektieren. Die religiöse Komponente spielt kaum eine Rolle, im Zentrum steht hier vielmehr die Lebensführung. „Dein Weg“ steht dabei nicht nur für den Jakobsweg, sondern stärker noch für den Lebensweg jedes einzelnen Zuschauers.
Mag die Selbstfindungsgeschichte des Protagonisten auch klischeehaft, mögen die Erläuterungen eines Polizisten zum Jakobsweg auch sehr papieren pädagogisch – aber für den Film wohl nötig - , das Product-Placement für einen Outdoor-Ausrüster aufdringlich und der Versuch das negative Bild der Roma mit einer Szene zu korrigieren aufgesetzt sein, so ist Estevez mit „Dein Weg“ doch ein bildschöner, wunderbar gelassen erzählter Film gelungen, der in seiner Ruhe Tiefe und Kraft entwickelt.
Mariahilf-Park Bregenz (bei Regen im Kesselhaus): Di 19.8., 21 Uhr