Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 17. Apr 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (18.4. - 24.4. 2014)

Im Takino Schaan läuft diese Woche Stephen Daldrys „Extremely Loud and Incedibly Close“. Das Kino Madlen in Heerbruck zeigt dagegen "Saving Mr. Banks“, in dem die Entstehungsgeschichte des Disney-Films „Mary Poppins“ nachgezeichnet, aber auch über die autobiographischen Hintergründe der Vorlage zu diesem Erfolgsfilm spekuliert wird.

Extremely Loud and Incredibly Close: Stephen Daldry erzählt in seiner Verfilmung von Jonathan Safran Foers Roman von dem am Asperger-Syndrom leidenden neunjährigen Oskar (Thomas Horn), der seinen Vater (Tom Hanks) beim Anschlag auf das World Trade Center am 11.9. 2001 verliert. In dessen Nachlass findet der Junge aber einen Schlüssel, dessen Besitzer er ausfindig machen möchte. Dazu muss er aber alle Menschen mit Familienname „Black“ in New York abklappern. Unterstützung erhält der Junge dabei bald von einem alten Mann (Max von Sydow), der seit dem Bombenangriff auf Dresden im Februar 1944 nicht mehr spricht.
Allzu viel packt Daldry in den Film, erzählt im Kern aber wie schon in seinem Debüt „Billy Elliot“ vom Coming of Age eines Jungen, der gerade durch die Suche lernen muss seine vielfältigen Ängste zu überwinden, die Daldry zuvor in einer knappen Montagesequenz eindringlich beschrieben hat.
Perfekt aufgebaut und instrumentiert ist dieses Kinostück freilich, mit extremer Zeitlupe werden zentrale Momente verdichtet. Das amerikanische Trauma 9/11 wird nochmals emotional stark in Erinnerung gerufen, indem es auf die persönliche Ebene heruntergebrochen wird, und trotz der vielfältigen ernsten Themen bewahrt „Extremely Loud and Incredibly Close“ große Leichtigkeit.
Von der ersten Einstellung mit einem vom strahlend blauen Himmel fallenden Menschen an bietet Daldry Hochglanzkino, das zwar unterhält, dem aber auch alle Ecken und Kanten fehlen. Trotz Weltkriegstrauma wirkt da Max von Sydow immer noch wie ein unerschütterlicher Fels in der Brandung und auch der hochintelligente Junge ist eher einer Kinophantasie als dem Leben entsprungen. – Kalkuliertes Retortenkino ist das, das mit den Gefühlen der Zuschauer spielt und aus der Schilderung vieler Verluste und Traumata heraus im gedehnten Finale schließlich die Sehnsucht des Publikums nach Trost und Hoffnung befriedigen will.
Takino Schaan: Fr 18.4., 14.30 Uhr

Saving Mr. Banks: Mit dem Musical „Mary Poppins“ gelang den Disney Studios 1964 ein Welterfolg. Doch den Dreharbeiten ging ein langer Kampf zwischen dem Studiogründer Walt Disney und der australischen Schriftstellerin P. L. Travers um die Filmrechte voraus. John Lee verknüpft diese Auseinandersetzung mit Kindheitserinnerungen von Travers und stellt dabei auch (fiktive) Bezüge zwischen ihrem Leben und ihrem Roman her.
Tom Hanks und Emma Thompson spielen die gegensätzlichen Charaktere Walt Disney und P. L. Travers mit sichtlichem Vergnügen. Während Hanks Disney als weltoffenen und sanften Studiochef spielt, den alle mit seinem Vornamen „Walt“ anreden, ist Emma Thompsons Travers der Inbegriff kühler und steifer Britishness. Hier sitzt jedes Wort, jeder Blick und jede Geste. Ganz im Gegensatz zu Disney pocht sie auf der Anrede als Mrs. Travers und Zeichentrick- und Musicalszenen kommen für sie in der Verfilmung ihres Romans sowieso nicht in Frage, denn Mary Poppins und die Familie Banks sind Figuren ihres Herzens.
Verständnis findet sie damit bei Disney, der diesen Bezug zu einer Figur von seiner „Mickey Mouse“ kennt. Und wie der Studioboss langsam hinter Travers Beziehung zu ihrem Vater kommt, so bringt er die zu seinem Vater und andererseits wiederum sein eigenes Versprechen gegenüber seinen Kindern „Mary Poppins“ zu verfilmen ins Spiel.
Dabei feiert sich das Disney-Studio nicht nur mit der finalen „Mary Poppins“-Premiere, sondern mit dem ganzen perfekt ausgestatteten und bis in die Nebenrollen vorzüglich besetzten Film selbst, setzt seinen eigenen eskapistischen Produktionen, die die Menschen in eine Traumwelt entführen und damit für zwei Stunden glücklich machen, ein Denkmal. Was „Saving Mr. Banks“ über klassische Disney-Produktionen aber hinaushebt, ist, dass es hier mehrere Metaebenen gibt und vielschichtig über Film und Leben reflektiert wird.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 21.4., 18 Uhr