Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 18. Okt 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (19.10. - 25.10. 2012)

Im Kunstmuseum Liechtenstein wird diese Woche Jacques Tatis meisterhafte Komödie „Mon Oncle“ gezeigt. Experimentelles steht dagegen im Frauenmuseum Hittisau auf dem Programm, wo Peter Madsen & CIA Stummfilme von Germaine Dulac und Maya Deren mit ihren Improvisationen musikalisch begleiten.

Mon Oncle: Zwar hat Jacques Tati im Laufe seiner Karriere nur fünf Spielfilme drehen können, dennoch gehört er zu den Großen der Filmgeschichte und hat mit seinem Monsieur Hulot eine ähnlich markante Figur wie Chaplin mit seinem Tramp geschaffen. Im Zentrum des Werks dieses großen Komikers steht immer wieder die Kritik an der modernen Gesellschaft, in der die Menschlichkeit durch kühle Technik verdrängt wird.
Mit den Tücken der Technik wird Hulot auch in „Mon Oncle“ konfrontiert. Während der verträumte und etwas tollpatschige schlaksige Mann, zu dessen Kennzeichen Hut und lange Pfeife zählen, selbst in der Dachwohnung eines verwinkelten alten Mietshauses wohnt, lebt die Familie seiner Schwester in einem mit allen erdenklichen Finessen ausgestatteten hypermodernen, aber sterilen Einfamilienhaus im Grünen. Bei falscher Bedienung kann die Technik dem Bewohner freilich schnell einen Streich spielen und so entwickeln sich praktisch ohne Dialog hinreissende Slapstick-Szenen. Tati bauscht dabei nichts auf, sondern vertraut auf die präzise Beobachtung des Alltags und erzählt in distanzierten Plansequenzen statt das Geschehen durch schnelle Schnitte zu dynamisieren.
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz:
Do 25.10., 20 Uhr


Peter Madsen & CIA play Silent Movies: Filme von Germaine Dulac und Maya Deren: Die 1882 geborene Französin Germaine Dulac arbeitete zunächst als Journalistin bei der feministischen Zeitung „La Francaise“, begann dann aber 1915 Filme zu drehen. Während ihre ersten Werke noch kommerziell waren, suchte sie ab 1920 zunehmend nach neuen filmischen Ausdrucksformen und fand Kontakt zu den damals aktuellen Avantgarde-Bewegungen wie Surrealismus, Abstrakter Film und Cinéma Pur. So drehte sie mit „La souriante Madame Beudet“ (1923) nicht nur eine impressionistische Studie über eine gelangweilten Ehefrau eines Provinzkaufmanns, sondern mit „La coquille et le clergyman“ (1928) auch – vor Bunuels und Dalis „Un chien andalou“ - den ersten surrealistischen Film. Nach drei abstrakten Filmen beendete sie ihre Karriere aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustand und der hohen Kosten für den aufkommenden Tonfilm, die die künstlerische Freiheit einschränkten, arbeitete aber weiterhin bei Wochenschauen als Beraterin.
Die Regisseurin, Tänzerin und Schriftstellerin Maya Deren (1917-1961) zählt zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des amerikanischen Undergroundfilms. Ihre Familie floh 1922 aus der Ukraine in die USA, wo Maya an verschiedenen Universitäten studierte. Mit der Erbschaft ihres Vaters (gest. 1943) erwarb sie eine 16mm-Kamera, mit der sie alle ihre Filme drehte. Ihr erster und berühmtester Film „Meshes of the Afternoon“ (1943), der in Zusammenarbeit mit ihrem zweiten Mann, dem tschechischen Filmregisseur Alexander Hammid entstand, sowie der folgende „At Land“ (1944) sind „romantische und surrealistische Fantasien einer subjektiven Vorstellungswelt. In den späteren Filmen, angefangen mit 'A Study in Choreography for the Camera' (1945), experimentierte Deren mit den formalen Möglichkeiten des Mediums und seinen Fähigkeiten, Zeit und Raum zu manipulieren.“ (Buchers Enzyklopädie des Films)    
Frauenmuseum Hittisau: Do 25.10., 20 Uhr