Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 18. Sep 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (19.9. - 25.9. 2014)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche die bissige kroatische Tragikomödie „Gott verhüte!“. Im TaSKino Feldkirch siegt dagegen in Volker Schlöndorffs „Diplomatie“ die Macht der Worte über Waffengewalt.

Svenikova djeca - Gott verhüte!: Ein Priester möchte auf einer kroatischen Insel durch Manipulation von Kondomen die Geburtenrate erhöhen. Doch die Aktion läuft aus dem Ruder.
Ganz leicht als schmissige Komödie im Stil von „Don Camillo und Peppone“ beginnt Vinko Bresans in Kroatien äußerst erfolgreicher Film. Flott wird die Handlung in trocken lakonischem Ton und begleitet von Trompetenmusik vorangetrieben. Frech werden in Rückblenden oder in der Imagination des Priesters unterschiedliche Kondome präsentiert. Herrliche Typen werden vorgeführt und eine zunehmend größer werdende Mind-Map der sexuellen Kontakte und unterschiedlichen Beziehungen erstellt, die wiederum die Phantasie des Geistlichen anregt.
Die in warmes Licht und Farben getauchte idyllische Insel lässt Urlaubstimmung aufkommen, doch dunkler wird „Gott verhüte!“ schon, wenn der Apotheker, der sich rasch als Rassist entpuppt, Priester und Kondomverkäufer, deren Aktion zunächst wenig Erfolg hat, zu unterstützen beginnt.
Vollends ins Dramatische kippt, was als Komödie begann, schließlich mit den Folgen des Kindersegens. Für Schlagzeilen in den Medien sorgt damit zwar und der Tourismus blüht auf, doch nicht allen bekommt es, wenn sie im Glauben an die Wirkung des Meerwassers auch im Winter baden, und bei den Dorfbewohnern greifen teils Eltern der Schwangeren, teils die betroffenen Männern zu drastischen oder auch tragischen Reaktionen.  
Da werden dann wieder Waffen, die aus Kriegstagen noch im Dachboden lagern, ausgepackt, aber auch mit Missständen in der Kirche rechnet Bresan bissig ab, kritisiert das Beichtgeheimnis, mit dem Schandtaten unter den Tisch gekehrt werden, ebenso wie den Prunk der hohen Würdenträger, und ihre Heuchelei: Denn das harmloseste Schäfchen erweist sich da als das schlimmste...
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 19.9., 22 Uhr

Diplomatie: Alles war am 23. August 1944 bereit um Paris, wie Hitler befahl, in Schutt und Asche zu legen, doch der Stadtkommandant General Dietrich von Choltitz führte den Befehl schließlich nicht aus. Geklärt sind die damaligen Vorgänge bis heute nicht, sicher ist aber, dass die Begegnung von Choltitz und dem schwedischen Konsul Raoul Nordling, auf die sich Volker Schlöndorffs Theaterverfilmung konzentriert, so nie stattgefunden hat.
Durch einen Geheimgang kommt Nordling am Morgen des 25. August 1944 in Choltitz Quartier im Hotel Meurice. Der Diplomat verwickelt den Offizier in ein Gespräch, beschwört die Schönheit der Stadt, regt sein Gegenüber an die Folgen einer Zerstörung der Seine-Metropole für die Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen zu denken, während Choltitz Nordling auf die Folgen einer Befehlsverweigerung nicht nur für ihn selbst, sondern vor allem für seine Familie hinweist.
Visuell gibt dieses Kammerspiel nicht viel her, packt aber durch das intensive und gedankenreiche Rededuell, das sich die zwei vorzüglichen Hauptdarsteller André Dussollier und Niels Arestrup liefern. Nicht so sehr um das historische Ereignis geht es hier, als vielmehr um grundsätzliche Fragen menschlichen Verhaltens, um Barbarei auf der einen Seite und Menschlichkeit auf der anderen, um Befehlstreue und – wie schon in Schlöndorffs "Der neunte Tag" - die entschlossene eigene Entscheidung im Bewusstsein der persönlichen Folgen.
Und schließlich ist dies - zumal in den abschließenden Kamerafahrten über die Seine und ihre Brücken und dem Blick auf den Eiffelturm - auch eine Liebeserklärung an Paris, wo Schlöndorff Ende der 1950er Jahre seine letzten Schuljahre verbrachte und dann Regieassistent bei Louis Malle, Alain Resnais und Jean-Pierre Melville war.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Sa 22.9. bis Mi 24.9.