Aktuell in den Filmclubs (2.11. - 8.11. 2012)

Copacabana: Der Titel lässt an den Strand von Rio de Janeiro denken, doch Marc Fitoussis bittersüße Komödie spielt in und um die winterlich-kalte belgische Küstenstadt Ostende. Die Handlung und das Spannungsfeld des Films entwickelt sich aus dem Gegensatz zwischen der unsteten und ausgeflippten Babou und ihrer ins bürgerlich-angepasste Leben steuernden erwachsenen Tochter.
Isabelle Huppert verleiht dieser zwischen Lebenslust und gesellschaftlichen Absturz förmlich auf einem Drahtseil balancierenden Mutter Konturen. Man spürt ihre Kraft, aber auch ihre Fragilität, nie schwermütig, sondern tragikomisch, bei allen Misslichkeiten immer so leicht und lebensfroh wie diese Babou bleibt das Spiel Hupperts. Ein Besetzungscoup ist, dass ihre angepasste Tochter Esmeralda von Hupperts leiblicher Tochter Lolita Chammah gespielt wird. Dieser Esmeralda, die neben ihrem Studium als Kellnerin jobbt, ist das Verhalten der Mutter zunehmend peinlich. Dass sie heiraten will, erklärt sie zwar Frau Mama, lädt sie aber lieber nicht zur Feier ein, könnten doch die Schwiegereltern in spe an ihr Anstoß nehmen.
Die Handlung määndert gelassen und undramatisch dahin, so wenig zielorientiert wie Babou in ihrem Leben. Den Schwerpunkt legt Fitoussi aber auf die Charaktere und diskutiert in seinem ungekünstelten Feelgood-Movie undramatisch, aber facettenreich und ohne zu werten die Frage nach dem richtigen Lebensentwurf.
Ganz auf Isabelle Huppert zugeschnitten ist Marc Fitoussis bittersüße Komödie, die diese Woche vom Filmforum Bregenz und vom TaSKino Feldkirch gezeigt wird. In der Villa Falkenhorst in Thüringen gibt es dagegen mit Peter Luisis „Ein Sommersandtraum“ eine skurrile Komödie zu sehen.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 2.11 – Do 8.11.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 3.11., 22 Uhr


Ein Sommersandtraum: In Peter Luisis origineller Komödie droht der Protagonist im wahrsten Sinne des Wortes zu versanden. Als Benno versucht die Ursachen für den absonderlichen Sandverlust zu ergründen, nimmt er nicht nur seine Träume unter die Lupe, sondern es entwickelt sich auch eine romantische Liebesgeschichte...
Leichthändig, aber konsequent steigert Luisi die „Krankheit“ Bennos, lässt immer manifester und auch zunehmend witziger das Rätselhafte in den Alltag einbrechen. Die Originalität versandet zwar etwas, wenn man Einblick in die Ursache des Sandverlusts gewinnt und der Handlungsverlauf vorhersehbar wird, doch Luisi gelingt es auch hier locker Fragen nach verschütteten, nie realisierten Lebensträumen aufzuwerfen, die früher oder später wieder aus dem Unterbewussten hervorbrechen. Für ein Kämpfen für diese Träume und seine Talente wird hier plädiert und vor allem für ein Leben im Hier und Jetzt statt in Tagträumen. Denn Lebenslügen und weltfremde Träumereien führen auf Dauer wohl immer zwar nicht zu Sandverlust, aber doch zu einer persönlichen Krise und psychosomatischen Störungen.
Federleicht erzählt Luisi davon, lässt den Zuschauer durch liebevolle Einfälle und Details immer wieder schmunzeln und kann auch auf seine Schauspieler vertrauen. Hinreissend spielt Burgschauspieler Fabian Krüger mit zerzaustem Haar und Dreitagebart den unsympathischen Schnösel Benno, noch mehr Eindruck hinterlässt allerdings Irene Brügger als die bodenständige Sandra, die sich auch von Bennos Beleidigungen nicht einschüchtern lässt.
Villa Falkenhorst, Thüringen: Fr 2.11., 19.30 Uhr