Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 19. Dez 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (20.12. - 26.12. 2013)

Bedingt durch die Weihnachtsfeiertage ist das Angebot der Filmclubs diese Woche etwas spärlicher. Zwei Highlights des zu Ende gehenden Jahres laufen mit Roman Polanskis „Venus im Pelz“ und Noah Baumbachs „Frances Ha“ aber im Rahmen des Programms des Filmforum Bregenz im Metrokino.

Venus im Pelz: Das Vorsprechen für eine Bearbeitung von Leopold Sacher-Masochs 1870 erschienene Novelle „Venus im Pelz“ ist schon vorüber, als eine blonde Frau namens Wanda (Emmanuelle Seigner) in den Zuschauerraum des Theaters platzt. Der entnervte Autor und Regisseur Thomas (Mathieu Amalrich) möchte nach Hause gehen, doch die Frau verwickelt ihn in ein Gespräch und kann ihn schließlich überreden, sie vorsprechen zu lassen.
Nie wird Roman Polanskis Verfilmung von David Ives 2010 erschienenem Stück den Theaterraum verlassen, und zwei Schauspieler reichen ihm für diesen Film völlig auf. In der Konfrontation der Schauspielerin und des Regisseurs entwickelt sich ein Geschlechterkampf oder auch ein Spiel damit, in dem ständig zwischen Theaterrolle und Reflexion über das Gespielte changiert wird. Bald wirft sie seinem Stück Sexismus vor, bald wird versucht das Phänomen «Liebe» zu ergründen, dann taucht sie wieder lustvoll in die Rolle ein.
Was als Theaterspiel beginnt, geht zunehmend in die Filmrealität über, denn Wanda demontiert nicht nur ihren Partner im Stück und ihren Regisseur, sondern schließlich auch Thomas als Mann. Dass sie von Polanskis Frau gespielt wird, und Thomas dem jungen Polanski ähnelt, verleiht dem Ganzen noch eine persönliche, durchaus auch etwas perverse Komponente. Und während Thomas immer mehr zum Objekt degradiert wird, wandelt Wanda sich von der ordinären Frau in Leder zur Göttin Venus im Pelz.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 20.12., 22 Uhr

 

Frances Ha: Von der kalifornischen Hauptstadt Sacramento ist die 27-jährige Frances (Greta Gerwig) nach New York gekommen. Sie möchte als Tänzerin Karriere machen, doch bleibt sie in ihrer Tanzkompanie auf der Stufe der Praktikantin stecken. Auf und Ab geht es in ihrem Leben, aber unterkriegen lässt sich diese Frau nicht.
Wunderbar ist diese Komödie Noah Baumbachs in ihrer befreiten Erzählweise. Hier werden nicht Szenen dramatisch zugespitzt und breit ausgewalzt, sondern kurz angerissen und locker aneinandergereiht. Spielerisch wird mit Inserts von Adressen, die die Wohnungswechsel von Frances markieren, der Film in Episoden gegliedert.
Dies gibt „Frances Ha“ einen lockeren Rhythmus, der bestechend den Lebensrhythmus und das Lebensgefühl der Protagonistin vermittelt, macht ihn durch die Fülle der ebenso knappen wie pointierten Szenen aber auch überreich an Eindrücken, ohne je überladen zu wirken.
Nicht bohrend sucht diese Stehauffrau nach ihrem Platz im Leben, wünscht sich zwar Veränderung, lässt sich aber gleichwohl treiben, lebt den Augenblick und agiert spontan.
Hinreissende Szenen ergeben sich, wenn Frances auf der Suche nach einem Bankomat durch New York rennt, aufgrund eines Jetlags ihren Parisaufenthalt fast verschläft oder ein Abendessen mit Bekannten durch ihre Fragen und Äusserungen kräftig aufmischt.
Getragen wird dieser in seinem Optimismus beglückende Film aber vor allem von einer umwerfenden Greta Gerwig. In jeder Szene ist sie präsent und hält mit ihrer Energie und durch nichts zu erschütternden Lebensfreude "Frances Ha" am Laufen. Unweigerlich wächst einem diese Frau ans Herz, wird einem zur Freundin, der man voll Mitgefühl auf ihren Wegen folgt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 21.12., 22 Uhr