Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 19. Mär 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (20.3. - 26.3. 2015)

Am Spielboden Dornbirn und im Lindauer Club Vaudeville stehen diese Woche mit „Was bleibt“ und „Hirngespinster“ zwei Spielfilme auf dem Programm, in denen es um psychische Erkrankungen und deren Auswirkungen auf die Familie geht.

Was bleibt: Für ein Wochenende trifft sich eine Familie im elterlichen Haus. Während der jüngere Sohn Jakob immer in der Gegend ist, mit dem Geld des Vaters Wohnung und Zahnarztpraxis eingerichtet hat, kommt Marko, dessen Erfolg als Schriftsteller sich wohl in Grenzen hält, nur ein- bis zweimal aus Berlin zu Besuch. Ohne viel zu reden ist bald klar, dass er wohl immer seinen Weg gegangen ist, Jakob dagegen die elterlichen Vorstellungen stets brav erfüllt hat.
Die Mutter wiederum ist seit 30 Jahren wegen psychischer Probleme in Behandlung, war schon öfter hospitalisiert. Beim Familientreffen erklärt sie, dass sie die Medikamente schon seit zwei Monaten abgesetzt hat und normal behandelt werden will. Geschockt reagieren der Vater und die zwei Söhne, befürchten sie doch einen baldigen Zusammenbruch, doch gleichzeitig führt das Geständnis der Mutter bald dazu, dass bisher Verdrängtes ausgesprochen wird.
In der Konzentration auf die Familie, zu der auch noch Markos kleiner Sohn und Jakobs Freundin gehören, und der Genauigkeit und Echtheit, mit der Hans-Christian Schmid und sein Drehbuchautor Bernd Lange eine Familie und deren Verdrängungen skizzieren, entwickelt „Was bleibt“ eine Dichte, die packt.
Selten findet man die Ausgewogenheit, mit der Schmid auf die Figuren blickt, niemanden verurteilt und jede Position verständlich macht und für sie Verständnis zeigt. Allerdings können weder die konzentrierte Inszenierung noch das herausragende Ensemble über eine gewisse Statik hinwegtäuschen.
Spielboden Dornbirn: Sa 21.3., 20 Uhr

Hirngespinster: Aus der Perspektive des 22jährigen Sohnes Simon (Jonas Nay) zeigt Christian Bach eindrücklich und bewegend, wie die psychische Erkrankung des Vaters die Familienmitglieder belastet und die Familie daran zu zerbrechen droht.
Nah am Leben ist „Hirngespinster“, ungeschönt und realistisch, nüchtern und auf dramatische Zuspitzung weitgehend verzichtend. Dichte entwickelt Bachs Kinodebüt durch den genauen Blick, die Konzentration auf wenige Figuren und enge Handlungsführung. Getragen wird das Familiendrama dabei von einem durchwegs starken Ensemble, aus dem Tobias Moretti herausragt. Eindrücklich spielt er den schizophrenen Vater als einen Mann, der die Krankheit nicht akzeptieren will, als einen, dem wohl bewusst ist, dass etwas mit ihm nicht stimmt, der aber aus seiner Welt nicht heraus kann.
Trotz des ernsten Themas gelingt Bach, der von der Familiengeschichte eines Jugendfreundes zu diesem Film inspiriert wurde, das Kunststück seinen Film nicht niederschmetternd wirken zu lassen. Immer wieder lässt er Momente des Humors einfließen und findet auch ein Ende, das weder harmonisierend noch deprimierend ist, sondern den Zuschauer in einem Schwebezustand entlässt.
Vorwerfen kann man diesem starken Psychodrama freilich seine Fernsehfilmästhetik: Wie am Schnürchen spult Bach auf der Basis eines starken Drehbuchs handwerklich perfekt sein Programm herunter. Ecken, Kanten und Irritationen sucht man aber vergebens.
Club Vaudeville, Lindau: Di 24.3., 20 Uhr