Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 21. Mär 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (22.3. - 28.3. 2013)

Mit einer Vorführung von Tizza Covis und Rainer Frimmels halbdokumentarischem „La Pivellina“ findet die Filmreihe „Neues Österreichisches Kino“ am Spielboden Dornbirn diese Woche ihren Abschluss. Eine sanfte Tragikomödie steht in der Kammgarn Hard mit Lone Scherfigs „Wilbur Wants to Kill Himself“ auf dem Programm.

La Pivellina: Mit ihrem Wanderzirkus überwintern Walter und Patrizia in einem Wohnmobil am Stadtrand von Rom. Als Patrizia auf der Suche nach ihrem Hund durch das triste Viertel streift, stößt sie auf einem Spielplatz auf ein zweijähriges Mädchen, das offensichtlich zurückgelassen oder ausgesetzt wurde. Sie nimmt die Kleine – „La Pivellina“ -, die sich selbst Asia nennt, mit und behält das Mädchen bei sich trotz der Aufforderung ihres Mannes, es der Polizei zu übergeben. – Auf Zeit freilich, denn die Mutter des Kindes ist nicht für immer verschwunden.
Wie schon in ihrem Dokumentarfilm „Babooska“ tauchen die Boznerin Tizza Covi und der Wiener Rainer Frimmel auch in „La Pivellina“ ins Milieu eines italienischen Wanderzirkus ein. Die Inszenierung ist dokumentarisch, erinnert in ihrer Einfachheit und Menschlichkeit an den italienischen Neorealismus, die Schauspieler sind Laien, fiktiv aber ist die kleine Geschichte, die auf die unspektakuläre und undramatische Schilderung alltäglicher Szenen reduziert ist. Im hautnahen Kamerakontakt zu den Personen, im Verzicht auf Filmmusik und in der Fokussierung auf Randständige erinnert „La Pivellina“ an die Filme der belgischen Brüder Dardenne, doch ist der Blick von Covi/Frimmel ungleich zärtlicher, mitfühlend-liebevoll. So strahlt dieser in seiner Einfachheit nicht zu unterschätzende Film trotz des ärmlichen Milieus, das genau erfasst wird,  viel Wärme aus, weil in kleinen Szenen die steigende Vertrautheit und zunehmende leise Zuneigung, die Fürsorge und das Mitgefühl zwischen den Protagonisten spürbar werden.
Spielboden Dornbirn: Fr 22.3., 20.30 Uhr


Wilbur Wants to Kill Himself: Die Buben und Mädchen im Kindergarten lieben ihn, die Frauen schwärmen für ihn. Dennoch versucht Wilbur immer wieder, sich das Leben zu nehmen. Wenig erreicht sein älterer Bruder Harbour, der ihm zu neuem Lebensmut verhelfen will. Bewegung kommt in die Gefühlslage der Brüder erst, als Alice und ihre kleine Tochter Mary in Harbours Buchladen auftauchen.
Die Dänin Lone Scherfig („Italienisch für Anfänger“; „An Education“; „Zwei an einem Tag“) versteht es souverän die Balance zwischen Komik und Tragik zu wahren: Sanft ist die Musik, beige Farbtöne und mildes Licht sorgen für Wärme, doch die suiziden Aktionen Wilburs bilden einen scharfen Kontrast zu dieser Heimeligkeit. Obgleich das Geschehen an sich tragisch ist, wird durch die Inszenierung und das Spiel von Jamie Sives ein wunderbarer Schwebezustand zwischen Lachen und Beklemmung erzeugt, der sich durch den ganzen Film zieht.
In ihrer zwar sehr runden, aber auch sehr glatten Erzählweise, im Bemühen Wohlgefühl zu verbreiten und niemandem weh zu tun, ist diese Tragikomödie aber auch nah am Kitsch. Momente schwarzen Humors sorgen aber immer wieder dafür, dass es nicht zu gefällig und zu niedlich wird. Ungebrochen bittersüß ist dann freilich das Finale.
Kammgarn Hard: Mi 27.3., 20.30 Uhr