Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 22. Nov 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (23.11. - 29.11. 2012)

Ein erschütterndes Bild der Gewaltexzesse in Guatemalas zeichnet Fritz Ofner in „Die Evolution der Gewalt“, der am Spielboden Dornbirn gezeigt wird. Auf dem Programm des TaSKino Feldkirch steht dagegen mit „Sons of Norway“ eine ebenso schräge wie bunte Komödie, in der die Protestgeneration der Eltern auf die der Kinder trifft.

Die Evolution der Gewalt: Erschütternd schildert Fritz Ofner in seinem Dokumentarfilm die Zustände in Guatemala. Nicht erst durch 35 Jahre Bürgerkrieg (1962 – 1996) hat sich dort eine Kultur der Gewalt und die Vorstellung von Gewalt als adäquatem Mittel der Konfliktlösung entwickelt, sondern die Wurzeln liegen schon in den 1950er Jahren, als die Demokratisierungsbestrebungen durch amerikanische Interventionen im Interesse des Bananenkonzerns United Fruit Company abgewürgt wurden.
Ofner ist einerseits hautnah an der Gegenwart, wenn er an Tatorten filmt, die Alltäglichkeit und Allgegenwart der Gewalt und die daraus resultierende Abstumpfung zeigt, rollt andererseits mit einem Werbefilm von United Fruit sowie Reden von Henry Kissinger und Ronald Reagan, die Interventionen als notwendig im Sinne der Abwehr des Kommunismus und zum Schutz der Freiheit verteidigten, auch die Vergangenheit auf und macht in Erzählungen erschütternd die Gräuel des Bürgerkriegs bewusst.
Spielboden Dornbirn: Di 27.11., 20.30 Uhr


Sons of Norway: Statt Weihnachtskugeln hängt der Vater in einer Vorstadt von Oslo 1978 Bananen auf den Christbaum, beim Festessen hat alles den Beigeschmack von Bananen und statt Weihnachtsliedern wird „Die Internationale“ angestimmt. Mag Architekt Magnus mit mächtigem Rauschebart auch schon auf die 50 zugehen, gegen die Gesellschaft rebelliert er immer noch und will mit dem christlichen Fest nichts zu tun haben. In gelbem Bananenkleid leitet er die Feier mit einer Rede über Nietzsche und die Abstammung des Menschen vom Affen ein, dazu passend gibt es „äffische“ Nahrung. Wenn die Gruppe der Jungen, geführt von zwei Mädchen als Protest gegen die Elterngeneration mit dem Ruf „Nieder mit dem Patriarchat“ durch die Zimmer zieht, protestieren diese Erwachsenen nicht dagegen, sondern stimmen in den Ruf ein – und der jugendliche Protest verstummt mit einiger Verunsicherung.
Wie sollen Jugendliche rebellieren, wenn ihre Eltern schon zur Protestgeneration gehören? Nikolaj ist zunächst jedenfalls noch ein braver und schüchterner zwölfjähriger Junge, doch dann wird er von älteren Jungs verprügelt und erkennt, dass er härter werden muss. Mit seinem Freund Tor besucht er den älteren Anton, einen echten Punk, und sie entdecken die Musik der Sex Pistols.
Sichtlich mit Lust ist diese Vater-Sohn-Geschichte über den Zusammenprall zweier gegensätzlicher Protestkulturen inszeniert (Regie: Jens Lien), lebt von hohem Tempo und Einfallsreichtum, von Liebe zu den schrägen Figuren, aberwitzigen Situationen und viel Musik. Knallbunt ist das, herrlich in Details wie dem umgebauten VW-Bus oder einem Motorrad mit Anhänger, in dem Sohn Nikolaj befördert wird. Groß ist freilich die Spannbreite zwischen irrer Komödie und berührender Tragödie, die mit dem Tod der Mutter ins Spiel kommt. Die Tiefe des Schmerzes und die Trauer, aber auch die Emotionen in der schwierigen Vater-Sohn-Geschichte können sich folglich beim rasanten und permanenten Sprung zwischen den Gefühlslagen kaum entfalten.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mi 28.11. - Fr 30.11.