Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 22. Mai 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (23.5. - 29.5. 2014)

Das Alte Kino Rankweil zeigt zur Einweihung der neuen digitalen Kinoanlage Giuseppe Tornatores Meisterwerk „Cinema Paradiso“. Im Kino Madlen in Heerbrugg steht diese Woche die politisch höchst unkorrekte israelische Komödie „Hunting Elephants“ auf dem Programm.

Cinema Paradiso: Vom Kino, der Filmgeschichte und der Zerstörung der Kinokultur erzählt der Sizilianer Giuseppe Tornatore in seinem zweiten abendfüllenden Spielfilm, mit dem ihm 1988 ein Welterfolg gelang. Die Nachricht vom Tod des ehemaligen Filmvorführers Alfredo (Philippe Noiret) löst beim erfolgreichen Filmregisseur Salvatore (Jacques Perrin) nicht nur Erinnerungen an diesen väterlichen Freund, sondern auch an die Kinogeschichte aus. Durch Alfredo wurde im "Cinema Paradiso", das nach dem Zweiten Weltkrieg neben der Kirche als erstem Paradies den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in einem sizilianischen Dorf bildete, schon in der Kindheit Salvatores Leidenschaft für dieses Medium geweckt.
Liebevoll erzählt Tornatore nicht nur die Geschichte dieser Freundschaft, sondern auch die des Dorfkinos, in dem sich durch die Aufführung inzwischen legendärer Klassiker von John Fords "Stagecoach" bis Luchino Viscontis "La Terra Trema" gleichzeitig wiederum die Filmgeschichte spiegelt. Indem Tornatore Alfredo die vom Pfarrer zensurierten Liebesszenen filmhistorischer Meisterwerke zu einem Kompilat zahlloser Kussszenen der Filmgeschichte montieren lässt, wird "Cinema Paradiso" selbst zu einem Liebesfilm ohnegleichen, der von Tornatores eigener grenzenlosen Liebe zum Kino zeugt und diese spürbar macht. Doch dies sind alles auch nostalgische Erinnerungen an eine vergangene Zeit, denn mit dem Filmvorführer stirbt auch das Dorfkino, das einem Parkplatz weichen muss.
Altes Kino, Rankweil: Fr 23.5., 20 Uhr

Hunting Elephants: Der 12-jährige Jonathan, der in der Schule wegen seiner außergewöhnlichen Intelligenz nicht nur von Mitschülern, sondern auch von Lehrern gemobbt wird, muss nicht nur den Tod seines Vaters, der als Wachmann in einer Bank arbeitete, verkraften, sondern auch mit ansehen, wie sich der Bankdirektor nun an seine Mutter ranmacht. Als diese Jonathan tagsüber zu seinem Opa ins Altersheim abschiebt, entwickelt der Teenager mit dem Opa und zwei weiteren Heiminsassen einen Plan, um die Bank zu überfallen.
In Israel war Reshef Levis temporeiche Komödie ein Riesenerfolg, kommt aber formal kaum über Durchschnittsware hinaus. Was dennoch für diese Produktion einnimmt, ist der freche Humor und die lustvoll aufspielenden Gauner. Da wird eben ADHS nicht als Konzentrationsschwäche, sondern Zurückgebliebenheit definiert, die Engländer werden als ehemalige Mandatsmacht kritisiert, locker und nostalgisch wird an die Zeiten des Unabhängigkeitskriegs und an terroristische Aktionen erinnert, sexistisch wird eine Altenpflegerin in enger Leggins ins Bild gerückt, deren erotischen Bewegungen bei der Pflege ihrer Kunden die Greise mit geilen Blicken folgen.
Überhaupt entspricht das Frauenbild kaum heutigen Geschlechtervorstellungen, ganz unkorrekt steht man auch auf der Seite gesellschaftlich am Rand stehenden Protagonisten und freut sich, wenn der fettleibige Junge, der Jonathan peinigt, eins drauf bekommt oder wenn den dattrigen Greisen der Überfall, der an Absurdität seinesgleichen in der Filmgeschichte kaum findet, gelingt.
Größtes Kapital sind dabei freilich die drei Senioren, die nicht nur markant mit Macken und Eigenheiten gezeichnet, sondern auch trefflich besetzt und lustvoll gespielt sind. - Kein großer Film, aber 100 Minuten gut unterhalten kann man sich hier dennoch.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 26.5., 20.15 Uhr