Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 25. Apr 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (26.4. - 2.5. 2013)

Fiktiv ist das bissige Politikerporträt „Der Aufsteiger“, das diese Woche vom Filmforum Bregenz gezeigt wird. Der reale Alfred Hitchcock und die Entstehungsgeschichte des Klassikers „Psycho“ stehen dagegen im Mittelpunkt von Sacha Gervasis „Hitchcock“, der im Takino Schaan läuft.

L´exercice de l´état – Der Aufsteiger: Vermummte Menschen arrangieren zu metallener Musik die Möbel in einem Barockzimmer. Eine nackte Frau tritt ein, bietet sich einem Krokodil zum Sex an und steigt dann in dessen Rachen. Es ist ein unvermittelter, überraschender Einstieg, ein Alptraum oder ein erotischer Traum und den Träumenden bekommt man erst zu Gesicht, wenn ihn sein Handy weckt.
Vom Traum springt Pierre Schoeller damit ins Leben, macht gleichzeitig deutlich, dass die Realität auch ein einziger Alptraum sein kann, denn getrieben wird sich der Protagonist durch den Film schlagen, wird versuchen, unterstützt von Beratern, PR-Manager und einem loyalen Assistenten, Karriere in der Politik zu machen.
Getragen wird diese temporeiche und bitterböse Satire auf die Politiker von heute vom Hauptdarsteller Olivier Gourmet, der im Gegensatz zu den zurückhaltenden Rollen bei den Dardenne-Brüdern, die diesen Film produziert haben, hier groß aufspielt. Mit Witz und teilweise auch nah am Horrorfilm inszeniert Schoeller ihn als Getriebenen auf der Jagd nach Macht, als einen, der innerhalb der politischen Intrigen sich immer hindurch lavieren muss, sich nie zu weit exponieren darf, der letztlich nie an den Problemen interessiert ist, um die er sich kümmern sollte, sondern einzig darauf aus ist, sein Image und seine Popularität und damit seine Karriere zu fördern.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 1.5., 20 Uhr; Fr 3.5., 22 Uhr


Hitchcock: Sacha Gervasis erster Spielfilm ist kein Biopic über den „Master of Suspense“, sondern konzentriert sich ganz auf die Entstehung des Klassikers „Psycho“. Nach „North By Northwest – Der unsichtbare Dritte“ (1959) befindet sich Alfred Hitchcock auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Fieberhaft sucht er ein neues Projekt, lehnt die ihm vorgeschlagenen leichten Stoffe ab, möchte einen dreckigen kleinen Film drehen und findet eine geeignete Vorlage in Robert Blochs auf Tatsachen beruhendem Buch über den Frauenmörder Ed Gein. Weil Paramount den Film nicht produzieren will, finanziert ihn Hitchcock mit seiner Frau Alma Reville selbst und verpfändet dafür sein Haus...
An der Oberfläche bleibt Gervasi bei der Schilderung des Filmgeschäfts, auch Hitchcocks Obsessionen werden mehr behauptet als erfahrbar. Zentrum und Herz des Films ist die Beziehung zwischen „Hitch“ und seiner Frau Alma Reville. Stand diese bisher immer im Hintergrund, so stellt sie Gervasi, dem als Grundlage für seinen Film Stephen Rebellos Bestseller „Alfred Hitchcock and the Making of Psycho“ diente, gleichwertig neben ihren berühmten Ehemann, zeigt ihren Einfluss auf sein Werk und seine Abhängigkeit von ihr.
Während Anthony Hopkins, der trotz der Kunst der Maskenbildner dem realen Hitchcock nur bedingt ähnelt, allzu selbstgefällig spielt, ist Helen Mirren wunderbar in der Rolle Alma Revilles. Mit kluger Zurückhaltung spielt sie und legt Alma als starke Frau an, die nicht nur ihren Mann in die Schranken weisen, sondern ihn auch am Set vertreten und beim Schnitt des Films entscheidende Ideen beisteuern kann.
Takino Schaan: Mi 1.5., 18.30 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 29.5., 20 Uhr; Fr 31.5., 22 Uhr; Sa 1.6., 22 Uhr