Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 25. Sep 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (26.9. - 2.10. 2014)

Lewis Milestones großartige Verfilmung von Erich Maria Remarques Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ läuft diese Woche im Club Vaudeville in Lindau. Von Traumatisierung durch Folter in einem japanischen Kriegsgefangenenlager während des Zweiten Weltkriegs, aber auch von Schuld und Sühne erzählt dagegen „The Railway Man“, den das Kino Madlen in Heerbrugg zeigt.

The Railway Man: Von japanischen Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg und ihren traumatischen Folgen erzählt Jonathan Teplitzky in seiner Verfilmung von Eric Lomax´ autobiographischem Bestseller. Ausgehend von den 1980er Jahren, in denen der Eisenbahnenthusiast Lomax (Colin Firth) eine Krankenschwester (Nicole Kidman) kennenlernt und kurz darauf heiratet, aber immer wieder von traumatischen Kriegserinnerungen verfolgt wird, wird die Geschichte erzählt. Eindringlich macht Teplitzky diese inneren Narben erfahrbar, wenn abrupt die Vergangenheit in die Gegenwart hereinbricht und plötzlich ein japanischer Soldat in Lomax´ britischem Haus steht.
Zunehmend mehr Platz nehmen die Rückblenden ein und langsam fügen sich die Teile zu einer Geschichte, die sich von der  Gefangennahme der britischen Soldaten nach dem Fall Singapurs 1942 über die unmenschlichen Bedingungen beim Bau der so genannten „Todeseisenbahn“ durch Thailand und Burma bis zur Folterung von Lomax durch die Japaner spannt.
Drastischer sind diese Szenen zwar als in David Leans „The Bridge on the River Kwai“ oder Nagisa Oshimas „Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence“, bieten aber nichts Neues. Dies kommt abgesehen von der Traumatisierung erst ins Spiel, als Lomax nach Südostasien aufbricht, um seinen Peiniger, der am Ort seiner einstigen Qualen als Führer in einem Kriegsmuseum arbeitet, mit der Vergangenheit zu konfrontieren.
Stark gespielt ist das zweifellos von Colin Firth, blass bleiben eher Nicole Kidman und Stellan Skarsgard, eindrücklich gelingt auch die Vermittlung des Traums, doch der Film krankt an seiner ausgesprochen konventionellen und uninspirierten Inszenierung, sowie am rührselig-sentimentalen Finale.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 29.9., 20.15 Uhr

Im Westen nichts Neues: 84 Jahre alt ist Lewis Milestones Verfilmung von Erich Maria Remarques berühmtem Antikriegsroman, hat aber nichts von ihrer Kraft und Frische verloren. Immer noch erschüttert die Schilderung des Schicksals des jungen Paul Bäumer und seiner Kollegen, die im Deutschland des Jahres 1914 von ihrem Lehrer für den Krieg begeistert und wenig später nach kurzem Drill in der Kaserne an die Westfront versetzt werden.
Mit schonungslosem Realismus fängt Milestone den Stellungskrieg ein. Hautnah vermittelt die Kamera die Enge in den schlammigen Schützengräben, bietet in spektakulären Kranfahrten einen Eindruck der Sturmangriffe, die immer wieder im Ohren betäubenden Trommelfeuer des Gegners erstickt werden. Szene um Szene fallen Bäumers Gefährten, bis auch er, beim Versuch nach einen Schmetterling zu greifen, von einem Scharfschützen an einem Tag erschossen wird, an dem der Heeresbericht meldet: „Im Westen nichts Neues.“
Keine Helden gibt es hier, keine Beschönigung oder Verniedlichung des Krieges, weshalb der Film auch in vielen Ländern zensiert, verstümmelt oder verboten wurde. Erst in den 1980er Jahren erfolgte auf die Verstümmelung in mehrjähriger Arbeit die Rekonstruktion der Urfassung, für die auf die Bestände verschiedener Filmarchive zurückgegriffen wurde: Ein Klassiker und DER Spielfilm über den Ersten Weltkrieg schlechthin.
Club Vaudeville, Lindau: Di 30.9., 20 Uhr