Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Walter Gasperi · 26. Feb 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (27.2. - 5.3. 2015)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche das leidenschaftlich gegen Ausgrenzung und Unterdrückung Partei ergreifende britische Feelgood-Movie „Pride“. Im Andelsbucher Gasthof Jöslar steht dagegen mit „The Big Lebowski von den Coen-Brüdern ein echter Kultfilm auf dem Programm.

Pride: Ausgrenzung und Unterdrückung führen zeitweise zu seltsamen Allianzen. So unterstützten 1984 in England schwule Aktivisten die streikenden Bergarbeiter.
Matthew Warchus entwickelt daraus ein mitreißendes Feelgood-Movie, das ein Hohelied auf Solidarität singt. Zwar verzettelt sich der Theater- und Opernregisseur in seinem zweiten, beim Filmfestival in Cannes mit dem Queer Palm Award ausgezeichneten Spielfilm gegen Ende fast in einer Überfülle an Figuren und Aspekten, doch die Arbeit mit kräftigen Gegensätzen, der zwar der Rhetorik solcher Filme folgende, aber sicher getimte Wechsel von Erfolgen und Niederschlägen, die stimmige und atmosphärisch starke Verankerung der Handlung im Milieu und in der Zeit sowie nicht zuletzt ausgiebig eingesetzte zeitgenössische Pop-Songs von Frankie Goes to Hollywood über Culture Club bis Phil Collins lassen über dieses Zuviel an Themen hinwegsehen.
Denn getragen wird dieses in seiner Leidenschaftlichkeit ansteckende Feelgood-Movie, das ganz in der Tradition kerniger britischer Arbeiterkomödien wie "Brassed Off" oder "The Full Monty" steht von einem exzellenten und lustvoll aufspielenden Ensemble, bei dem Stars wie Imelda Staunton oder Bill Nighby dafür sorgen, dass auch Nebenfiguren starkes Profil besitzen und in Erinnerung bleiben.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 27.2. + Sa 28.2. - jeweils 22 Uhr


The Big Lebowski:
Kultstatus genießen fast alle Filme der Coen-Brüder von "Blood Simple" über "Barton Fink" bis zu "No Country for Old Men" und „Inside Llewyn Davis“ - und dennoch übertrifft "The Big Lebowski" darin alle.
Ein Erzähler mit sonorer Stimme stellt sich vor, der die Geschichte des Dude (Jeff Bridges), eines Alt-Hippies, erzählen will. Doch das, was nun erzählt wird, lässt sich nicht in Worte fassen: zu vielfältig sind die Erzählstränge, die Nebenhandlungen und Nebenfiguren, die auftauchen und wieder verschwinden. Ein reicher Millionär mit Diener, dessen entführte junge Gattin und die sich als Avantgarde-Künstlerin betätigende Tochter (Julianne Moore) treten auf und in seiner undurchsichtigen Handlungsführung erinnert "The Big Lebowski" hier an "The Big Sleep". - Eine nihilistische deutsche Gangsterbande  malträtiert den Dude und im Traum fliegt er über L.A., ein Pornoproduzent betäubt ihn und der Dude träumt von Musical und Bowling und Kastrationsängste quälen ihn. Dazwischen geht der Dude  - einziger Haltepunkt in dieser atemberaubend kühnen Dramaturgie - immer wieder zum Bowling-Turnier mit seinen Freunden, zu denen auch der äußerst cholerische, jüdische Vietnamveteran Walter (John Goodman) gehört.
Ausgeflippte Kiffer-Komödie und Film-Noir, in höchstem Maße inkohärent ist der Stoff, doch die Coens schaffen es souverän alles ohne den geringsten Stilbruch zu einer Einheit zu verschmelzen. Wieder gelingt ihnen die Zeichnung hinreißender Typen, ein nicht nur an Handlungsfülle sondern auch an brillanten Dialogen überquellendes Drehbuch.
Am Ende stellt der an der Bar sitzende Erzähler fest: "Schön, dass es den Dude gibt. - Es war eine ziemlich gute Geschichte - ich habe mich halb tot gelacht, an manchen Stellen wenigstens." Dem kann nur hinzugefügt werden: Schön, dass es die Coens gibt, die so hinreißend schräge Filme drehen.
Gasthaus Jöslar, Andelsbuch: So 1.3., 20 Uhr