Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 26. Mär 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (27.3. - 2.4. 2015)

Ella Raidel blickt in ihrem Dokumentarfilm „Double Happiness“ auf die chinesische Kopie des oberösterreichischen Hallstatt, während Jem Cohen in „Museum Hours“ feinfühlig über Kunst und Wiener Stadtarchitektur, aber auch über Kunst und Leben reflektiert. – Beide Filme laufen diese Woche am Spielboden Dornbirn

Double Happiness: Als „doppeltes Glück“ bezeichnet man in China eine Vermählung und Ella Raidel spürt in ihrem Dokumentarfilm quasi einer Vermählung von Österreich und China nach. Ausgehend vom malerischen Dorfplatz des im Salzkammergut gelegenen Hallstatt, das die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte, blickt die selbst in Taipeh lebende Oberösterreicherin nach China, wo dieser Dorfplatz und die ihn umgebenden Bauten eins zu eins in der Nähe der Großstadt Shenzhen nachgebaut wurden. – Ganz anders ist freilich das Umfeld der Kopie, denn auf der einen Seite umgibt eine Siedlung mit Einfamilienhäuser für reiche Chinesen das alpenländische Ambiente, auf der anderen Seite ein schmutziger Fluss und dahinter die Skyline der 12-Millionen-Metropole.
Jedes verbalen Kommentars enthält sich die Regisseurin, lässt die Bilder sprechen, erzeugt aber durch die Kontrastierung von Bild und Ton nicht nur Witz, sondern regt auch zum Nachdenken an, wenn eine oberösterreichische Blechmusik-Gruppe in der chinesischen Kopie musiziert, der Donauwalzer Bilder von China begleitet oder auf dem Dorfplatz eine Chinesin von der Jasminblüte singt.
So wirft „Double Happiness“ nicht nur Fragen über Original und Kopie, sondern auch über die Zukunft der Architektur und der Städteentwicklung auf und vermittelt gleichzeitig spannende Einblicke ins heutige China, in dem der Bauboom keine Grenzen zu kennen scheint.
Spielboden Dornbirn: Sa 28.3., 20 Uhr


Museum Hours:
Dokumentarisch muten die sachlichen Ausführungen des Museumswärters Johann über das Kunsthistorische Museum, seine Arbeit und die Kunstwerke oder eine lange Führung durch den Brueghel-Saal an. Jem Cohen kombiniert in "Museum Hours" aber diese Ebene mit ungewöhnlichen, in 16-mm gefilmten Stadtansichten von Wien sowie als erzählerischem Scharnier mit der Geschichte der Kanadierin Anne, die nach Wien kommt, um ihre im Koma im Krankenhaus liegende Cousine zu besuchen.
Im Museum trifft Anne den Museumswärter, der ihr beim Kontakt mit dem Krankenhaus hilft, sie bei Besuchen begleitet, ihr aber auch über sein Leben - auch hier spielt das reale Leben des Schauspielers Bobby Sommer hinein - und seine Arbeit erzählt und mit ihr Ausflüge macht.
Nur angedeutet ist diese Geschichte, bleibt fragmentarisch. Im Zusammenspiel der menschlichen Geschichte mit den Reflexionen über Kunst und den Stadtansichten entwickelt sich „Museum Hours“ aber zur sehr fein gewobenen Reflexion über Kunst und Leben, lässt die Kunst immer wieder direkt ins Leben übergehen, fragt nach Beständigkeit und Vergänglichkeit und unserer Wahrnehmung von Kunstwerken, aber auch des Alltags. – Ein ebenso leiser wie leichter Film, ein Grenzgang zwischen Erzählung und Essay, der sich wohltuend abseits ausgetretener Bahnen bewegt.
Spielboden Dornbirn: Mi 1.4. + Do 23.4. - jeweils 20 Uhr