Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 27. Dez 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.12. 2012 - 3.1. 2013)

Der Bahnhof Andelsbuch startet ins neue Jahr mit Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilmklassiker „Nosferatu“, den Goran Kovacevic live auf seinem Akkordeon begleiten wird. Beim Filmforum Bregenz steht dagegen Mathias Glasners Schuld-Sühne-Drama „Gnade“ auf dem Programm.

Gnade: Mag nördlich des Polarkreises im Jänner auch 24-Stunden Nacht herrschen, so wird auf die Polarnacht doch auch die Mitternachtssonne folgen. Von Deutschland ist Niels (Jürgen Vogel) mit Frau (Birgit Minichmayr) und Sohn in diese Gegend gezogen. Auf einen Neustart für die erkaltete Ehe hat man gehofft, doch bald hat Niels wieder eine Affäre mit einer Arbeitskollegin.
Bewegung kommt in die Ehe erst, als die Frau in einer der endlosen Nächte, abgelenkt durch ein Polarlicht, ein Mädchen zu Tode fährt und Fahrerflucht begeht. Nur ihrem Mann erzählt sie von ihrem Unfall und das gemeinsame Wissen um die Schuld, lässt die Liebe zueinander wieder wachsen.
Ruhig, aber dicht entwickelt Mathias Glasner die Handlung, die vorzüglich in die endlose Winterlandschaft eingebettet wird. Das Äußere wird zur Metapher für die Vereisung der Beziehungen, aber auch für die Schwere der Schuld. Getragen vom intensiven Spiel von Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr wirft Glasner grundsätzliche menschliche Fragen nach dem Leben mit einer schweren Schuld, aber auch nach dem Schmerz der Eltern der Getöteten und nach Sühne auf. Provokant ist dieses Drama darin, dass es zeigt, wie größtes Unglück doch noch etwas Gutes bringen kann, allerdings auch etwas zu lang geraten und mündet in ein allzu versöhnliches Ende.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 2.1., 20 Uhr; Fr 4.1., 22 Uhr


Nosferatu: "Eine Symphonie des Grauens" lautet der Untertitel zu diesem inzwischen 90jährigen Prototypen aller Draculafilme. Zusammen mit "Das Kabinett des Dr. Caligari" gilt er als das Hauptwerk des expressionistischen Films der frühen 1920er Jahre. Wenig Blut fließt, auf brutale Effekte wird verzichtet - F.W. Murnau vertraut ganz auf Stimmungen, auf die Ausstrahlung der Bilder.
Eine norddeutsche Stadt mit steilen, in die Höhe ragenden Giebeln und engen Räumen sowie Zwischentitel, die Schlimmes ahnen lassen, bestimmen die Einleitung des Films: Der Angestellte Hunter soll in die Karpaten reisen, um dort mit dem Grafen Orlok einen Kaufvertrag für ein Haus abzuschließen.
Im Zentrum des Films die Szenen in den Karpaten: die in Negativkopie eingesetzte Fahrt zum Schloss, Nebelschwaden, gespenstische Landschaften, das Schloss mit langen Gängen und düsteren Gewölben. - Hutter kann fliehen, doch der Vampir folgt ihm per Schiff.
Die Schiffsreise: Ratten breiten sich aus; aus einer Schiffsluke wird in extremster Froschperspektive Graf Orlok aufgenommen; das Totenschiff schiebt sich bei der Ankunft im Hafen langsam ins Bild.
Licht und Schatten sowie extreme Kameraperspektiven als Gestaltungsmittel schaffen eine Atmosphäre, in der auch Alltägliches furchteinflößend wirkt. Bis heute hat dieses Meisterwerk des Horrorfilms, das in Andelsbuch Goran Kovacevic auf seinem Akkordeon musikalisch begleiten wird, nichts von seiner Faszination verloren.
Bahnhof Andelsbuch: Do 3.1., 20 Uhr