Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 27. Feb 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.2. - 6.3. 2014)

Im Filmforum Bregenz läuft diese Woche das bittersüße italienische Drama „Venezianische Freundschaft – Io sono Li“. Im Gasthaus Jöslar in Andelsbuch steht dagegen mit Charlie Chaplins „Der große Diktator“ ein echter Klassiker auf dem Programm.

Venezianische Freundschaft – Io sono Li: Andrea Segre erzählt in seinem Spielfilmdebüt von der jungen Chinesin Li, die in Chioggia bei Venedig in einem Café als Bedienung arbeitet. Während die rauen Fischer sie nicht ernst nehmen und verlachen, entwickelt sich zum vor 20 Jahren aus Ex-Jugoslawien immigrierten Fischer Bepi eine zarte Freundschaft.
Man merkt Segre, der selbst in Chioggia aufwuchs und mit der Gegend bestens vertraut ist, seine Herkunft vom Dokumentarfilm an. Hautnah ist seine Kamera an den Figuren, fängt die beengten Wohnverhältnisse und die Stimmung im Cafe und die markant gezeichneten Typen treffend ein. Genau, neugierig und geduldig ist Segres Blick auf die Menschen, voll Mitgefühl und Wärme. Unaufgeregt und leise erzählt der Italiener, presst keine Emotionen hinein, sondern vertraut auf die genaue Beobachtung, seine starken Darsteller und den langsamen, aber damit länger nachwirkenden Aufbau von Gefühlen.
Wunderbar stimmig und atmosphärisch dicht ist dieser in seinem Ambiente verankerte Film, der eine universelle und zeitlose Geschichte erzählt, von Luca Bigazzi („La grande bellezza“) fotografiert. Kein sonniges Italien zeigt er, rückt entgegen dem deutschen Titel auch nicht Venedig groß ins Bild, sondern lässt Li nur einmal einen kurzen Abstecher in die berühmte Lagunenstadt machen, bleibt sonst in der Nachbarstadt Chioggia und lässt Grautöne dominieren.
Wolkenverhangen ist oft der Himmel und dennoch verbreitet sich keine Tristesse, ist das kein harter Sozialrealismus, sondern durchzieht Sanftheit und Zartheit den Film, der auch mit einem magischen Schlussbild endet, wenn Meer und Himmel gleichermaßen grau sind und nur Bepis Fischerhütte in leuchtendem Orange in Flammen steht als Bild der Wärme in einer Umwelt und einer Zeit bedrückender Umstände.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 1.3., 22 Uhr

Der große Diktator: Charlie Chaplins 1940 entstandene Satire auf Hitler gehört zu den Klassikern der Filmgeschichte, gleichwohl nicht zu den uneingeschränkt gefeierten Filmen. Die Ausgangsituation einem einfachen jüdischen Barbier Diktator Hynkel gegenüberzustellen und beide Chaplin selbst in einer Doppelrolle spielen zu lassen, ist ebenso einfach wie effektiv.
Treffend aber auch oberflächlich karikiert der große Komiker das nationalsozialistische System, wenn er Schlägertrupps Juden verfolgen und in KZ deportieren lässt, wenn aufgerüstet und der Einmarsch in Osterlitsch vorbereitet wird, in einer satirischen und unverständlichen Kunstsprache geredet wird und Hynkel ein Bündnis mit Napoloni, hinter dem sich unübersehbar Mussolini verbirgt, eingeht.
Gleichwohl hat man dem Film und muss man ihm immer noch vorwerfen, dass hier der Terror des nationalsozialistischen Regimes verharmlost wird. Andererseits muss man Chaplin freilich wieder zu Gute halten, dass er zum Zeitpunkt der Entstehung des Films noch nichts vom ganzen Schrecken des Regimes wissen konnte. Und unvergesslich sind freilich Szenen, wie die in der Hynkel mit dem Globus spielt und so sein Großmachtstreben satirisch aufs Korn genommen wird oder die große, aber auch sehr pathetische Schlussrede des Friseurs, in der zu Menschlichkeit und Weltfrieden auffordert. – Obwohl es den Tonfilm schon seit zwölf Jahren gab, ließ Chaplin in dieser Schlussszene erstmals eine seiner Figuren verständlich sprechen. Deutlich wird dadurch, wie wichtig diesem großen Filmkünstler diese Botschaft der Menschlichkeit war.
Gasthaus Jöslar, Andelsbuch: So 2.3., 20 Uhr