Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Walter Gasperi · 27. Mär 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.3. - 3.4. 2014)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diesen Sonntag noch einmal Edgar Reitz´ überragendes, fast vierstündiges Meisterwerk „Die andere Heimat“. Im Filmforum Bregenz steht dagegen mit „Chasing Ice“ ein Dokumentarfilm auf dem Programm, der mit grandiosen Bildern eindringlich vor den Folgen der Klimaerwärmung warnt.

Chasing Ice: Jeff Orlowski schildert in seinem Dokumentarfilm, wie der anerkannte Wissenschaftler und Naturfotograf James Balog in einem Langzeitprojekt den Rückgang der Gletscher durch die Klimaerwärmung in Fotos dokumentiert. So beunruhigend die Erkenntnisse sind, so grandios sind die Bilder der Eisformationen und der kalbenden Gletscher. Gleichzeitig erzählt Orlowksi auch von Balogs körperlichem Einsatz für sein Projekt und von den Möglichkeiten der Fotografie.
Kein objektiver Bericht ist dies, sondern ganz klar ein intentionaler Film, der die Zuschauer aufrütteln und zum Umdenken und Handeln animieren will. Neue Informationen erhält man im Grunde kaum, bekommt aber durch Bilder und Statistiken plastisch die dramatische Situation vermittelt. Drastisch zeigt das vor allem eine Statistik über die Entwicklung der Gletscher in der kanadischen Provinz Yukon: Seit 1958 wuchsen vier Gletscher, während über 300 verschwanden, der Rest der insgesamt 1400 Gletscher schrumpfte.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 28.3., 22 Uhr

Die andere Heimat: Vor 29 Jahren hat Edgar Reitz mit dem 16-stündigen "Heimat" einen epochalen Filmzyklus begonnen, den er 1992 mit "Die zweite Heimat – Chronik einer Jugend" und 2004 mit "Heimat 3 – Chronik einer Zeitenwende" fortsetzte. "Die andere Heimat", der den Untertitel "Chronik einer Sehnsucht" trägt, ist nun ein Prequel zum ersten Film, in dem Reitz die Geschichte der Familie Simon im fiktiven Dorf Schabbach von 1919 bis 1982 erzählte: Im Zentrum stehen nun die Vorfahren der Familie Simon, die in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts in diesem Dorf im Hunsrück eine Schmiede betrieben.
Mit stupendem Detailreichtum und einem Erzählrhythmus, der auch der Rhythmus dieser langsameren Epoche ist, lässt Reitz den Zuschauer fast vier Stunden lang in das alltägliche ländliche Leben in der Mitte des 19. Jahrhunderts eintauchen. Nichts wirkt hier gestellt, sondern eine längst vergangene Zeit erwacht hier zum Leben, wenn man dem Schmied bei der Arbeit, dem Dreschen von Stroh, dem Onkel am Webstuhl oder der Feldarbeit zusieht.
Im Mittelpunkt steht der junge Jakob Simon, der nicht die Schmiede des Vaters übernehmen will, sondern lieber liest und Sprachen der brasilianischen Ureinwohner studiert als bei der Arbeit zu helfen. Die Emigration ist sein großer Traum, doch immer wieder kommt etwas dazwischen und so erzählt Reitz über die visuell grandiose Evokation einer vergangenen Zeit hinaus universell und zeitlos vom Scheitern jugendlicher Träume und vom Widerspruch zwischen der Sehnsucht nach Freiheit und der nach Zugehörigkeit und Verwurzelung.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: So 30.3., 10 Uhr