Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Walter Gasperi · 28. Jun 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (29.6. - 5.7. 2012)

Im Heerbrugger Kino Madlen blickt diese Woche die Inderin Kiran Rao in „Bombay Diaries“ in drei parallel erzählten Geschichten aufs Leben in der pulsierenden indischen Metropole. Auf dem Dornbirner Marktplatz dagegen werden passend zur EM Kurzfilme gezeigt, bei denen es um Fußball geht, im Mittelpunkt aber immer die Menschen stehen.

Bombay Diaries: Die Bankerin Shai kehrt aus den USA in ihre Heimatstadt zurück, um ihre Eltern zu besuchen und die Stadt mit dem Fotoapparat zu erkunden. Bald verliebt sie sich in den Künstler Arun, der sie aber nach einer gemeinsamen Nacht verlässt. Dafür findet sie im Wäscher Munna einen jungen Mann, der ihr Einblick in seine Arbeitsstätte und das alte Mumbai mit dem Waschviertel „Dhobi Ghat“ gewährt. Während sich Munna trotz der Kastengrenzen und damit mit Traditionen brechend in die Upper Class-Lady verliebt, möchte diese Arun wieder finden. Dieser aber entdeckt in seiner neuen Wohnung drei private Videobänder der früheren Bewohnerin und verliebt sich in die nur via Bildschirm präsente Frau.
Die durchwegs schönen Menschen und die Besetzung der Hauptrolle mit „Lagaan“-Star Amir Khan, der als Gatte der Regisseurin Kiran Rao „Bombay Diaries“ auch produzierte, sind die einzigen Elemente, das an die Tradition des populären Bollywood-Kinos erinnern. Davon abgesehen orientiert sich Kiran Rao am modernen internationalen Arthouse-Film sowie inhaltlich an Danny Boyles „Slumdog Millionaire“.
In der seit Robert Altmans „Short Cuts“ und den Filmen Alejandro González Iñárritus beliebten Weise verschränkt Rao lose die Geschichten der drei Protagonisten und vermittelt gleichzeitig einen Einblick in die Gegensätze der pulsierenden Metropole Mumbai/Bombay. Mag das Spiel mit Videobändern, schwarzweißen Fotografien und Aruns Kunstwerken auch aufgesetzt wirken, in der skizzenhaften melancholischen Zeichnung der Liebesgeschichten, die möglich scheinen, und in der Beschwörung der Sehnsucht nach Nähe überzeugt dieses Spielfilmdebüt.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 2.7., 20.30 Uhr


Kurzpässe – Glanzparaden am Spielfilmrand:
Im Rahmen des Public Viewing auf dem Dornbirner Marktplatz zeigt der FKC Dornbirn in Kooperation mit dem Stadtmarketing Dornbirn eine Kurzfilmrolle mit Fußballfilmen. Doch dabei geht es nicht um das Geschehen auf dem Spielfeld, sondern vielmehr um das, was am Spielfilmrand geschieht. Die Kurzfilmrolle der Kurzfilmagentur Hamburg versammelt zehn Beispiele aus acht Ländern. Realfilme finden sich darunter ebenso wie Animationsfilme mit den Knetfiguren Wallace und Gromit, eine sechzehnjährige muslimische Fußballerin erzählt über ihre Fußballleidenschaft und der Geist von St. Pauli wird beschworen. Und im australischen Beitrag „Bloody Footy“ hat ein italienischstämmiger Vater schwer damit zu kämpfen, dass sein ältester Sohn nicht Fußball, sondern Rugby spielen will. – Fußball mag somit die wichtigste Nebensache der Welt sein, doch im Mittelpunkt stehen immer noch die Menschen, ihre Sehnsüchte und Hoffnungen, ihre Freuden und Leiden.
Marktplatz Dornbirn: Sa 30.6., 21 Uhr