Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 02. Jän 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (3.1. - 9.1. 2014)

Das Filmforum Bregenz entführt diese Woche mit der Vater-Sohn-Geschichte „Exit Marrakech“ nach Nordafrika und mit der ersten kubanisch-österreichischen Koproduktion „Lügen auf kubanisch“ in die Karibik.

Exit Marrakech: Zwölf Jahre nach dem Oscar-Erfolg mit „Nirgendwo in Afrika“ kehrt Caroline Link nicht nur wieder nach Afrika zurück, sondern erzählt auch wiederum eine Familiengeschichte. Schauplatz ist aber dieses Mal nicht Kenia, sondern Marokko. Hier soll der 17-jährige Ben bei seinem Vater Heinrich, der als erfolgreicher Theaterregisseur an einem Festival teilnimmt, die Sommerferien verbringen. Ben hält allerdings nicht viel von seinem Vater, der die Familie schon vor Jahren verlassen hat. Dieser wiederum nimmt sich keine Zeit für den Teenager, der bald selbst die Stadt zu erkunden beginnt und schließlich mit einer jungen Prostituierten in ihr Heimatdorf und dann weiter in die Wüste reist...
Die Handlung ist zwar insgesamt recht vorhersehbar und der Gefahr in Postkartenbilder der fremden Landschaft zu schwelgen kann Link auch nicht ganz entgehen. Andererseits beweist die deutsche Regisseurin wiederum ein Gespür für Rhythmus und filmisches Erzählen, lässt ihren Figuren viel Raum und pusht die Emotionen nicht übermäßig. Weniger dramatisch als vielmehr mit langem Atem wird hier erzählt, wobei Link auch auf ihre beiden Hauptdarsteller vertrauen kann: Ulrich Tukur spielt gewohnt souverän den rechthaberischen Vater, zu dem Samuel Schneider, der die Verstocktheit und den Zorn des Sohnes überzeugend vermittelt, einen starken Gegenpol bietet.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 3.1., 22 Uhr

Lügen auf kubanisch: Im Mittelpunkt dieser ersten kubanisch-österreichischen Koproduktion steht die verheiratete Ana, die versucht über Rollen in trashigen Telenovelas eine Karriere als Schauspielerin zu starten. Diese Jobs sind aber schlecht bezahlt und die Familie kann sich kaum das Nötigste leisten. Deshalb beschließt Ana, als sie erfährt, dass ein österreichisches Filmteam einen Dokumentarfilm über Prostitution in Havanna drehen will, kurzerhand eine Prostituierte zu spielen. Nach kurzer Einschulung bei einer echten Prostituierten spielt sie so überzeugend, dass das Filmteam sie bald auffordert, selbst im Milieu und in der Familie zu filmen und das Lügenkarussell zieht immer weitere Kreise...
Durchaus Potential hat die Geschichte dieses letzten Films des im September 2013 verstorbenen Daniel Diaz Torres. Eine rasante Komödie könnte sich aus der schrittweisen Eskalation der Ereignisse ergeben oder auch ein bewegendes Drama, doch fahrig ist die Inszenierung, pendelt unentschlossen zwischen den Genres. Szene reiht sich an Szene, ohne dass ein Moment vertieft oder weiter entwickelt würde. Abgegriffen sind die Bilder von den desolaten Wohnverhältnissen in Havanna, blass bleibt auch die Figurenzeichnung und schauspielerisch kann nur Laura de la Uz als Ana überzeugen.
Parodistisch wird mit dem österreichischen Dokumentarfilmprojekt wohl auf Michael Glawoggers "Whores Glory" angespielt, gezeigt wird, zu welchen Formen der Prostitution Armut die Menschen treiben kann, aber um mitzureissen und nachhaltig zu wirken, fehlt es „Lügen auf kubanisch“ eindeutig an Prägnanz und Pointiertheit.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 4.1., 22 Uhr