Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 29. Mai 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (30.5. - 5.6. 2014)

Am Spielboden Dornbirn bietet diese Woche Marc Bauders Dokumentarfilm „Master of the Universe“ Einblicke in die Entwicklung der Finanzwelt in den letzten 30 Jahren. Eine aufregende Adaption von Arthur Schnitzlers Novelle „Fräulein Else“ steht dagegen beim FKC Dornbirn auf dem Programm. Dazu wird bei der Vorstellung am Donnerstag auch die Regisseurin Anna Martinetz anwesend sein und zu einem Gespräch zur Verfügung stehen.

Fräulein Else: Anna Martinetz legt mit ihrem Abschlussfilm für die Filmhochschule München eine höchst eigenwillige und gerade dadurch interessante Adaption von Arthur Schnitzlers 1924 entstandener Monolog-Novelle vor. Die gebürtige Wienerin verwendet weitgehend den originalen Text, verlegt die Handlung aber einerseits in die Gegenwart, andererseits von einem italienischen Grand Hotel in ein indisches Hotel aus der Kolonialzeit.
Irritationen und eine traumartige Atmosphäre erzeugt Martinetz dabei einerseits durch den Kontrast von literarischem Text und Bildern, die immer wieder überbelichtet sind oder sehr geringe Schärfentiefe besitzen, aber auch durch die Zurücknahme des Tons in einzelnen Szenen und ungewöhnlichen Musikeinsatz von Bollywood-Klängen bis zu Gershwins „Summertime“.
Dazu kommt aber auch das Spiel mit dem Gegensatz zwischen exklusivem Hotel und Oberschicht auf der einen Seite und armer indischer Dorfbevölkerung auf der anderen, Wiederholungen von Szenen sowie ein überraschendes Einsprengsel mit einem Karnevalsbesuch von Angela Merkel oder ein sich dem Hotel langsam nähernder Tiger. – Kein leichter Film ist das, aber ein formal aufregender, der mit Spannung auf weitere Arbeiten dieser Regisseurin warten lässt.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 4.6., 18 Uhr; Do 5.6., 19.30 Uhr (in Anwesenheit der Regisseurin)

Master of the Universe: In Marc Bauders Dokumentarfilm bietet der jetzt als Privatier lebende ehemalige Investmentbanker Rainer Voss eine Innensicht der Entwicklung der Bankgeschäfte. Er spannt den Bogen von den 1980er Jahren, als mit Ronald Reagan und Margaret Thatcher die Deregulierung einsetzte und – zumindest in der Darstellung von Voss - neue Banker (und ihre Methoden) gleichsam als „gottgleiche Wesen“ aus den USA nach Europa kamen und mit dem Schlagwort „Finanzinnovation“ die europäischen Jünger an ihren Lippen hängen ließen, bis zur heutigen Euro-Krise.
Bauder selbst hält sich zurück, bleibt unsichtbar und stellt nur wenige Zwischenfragen. Er überlässt den filmischen Raum ganz dem Banker, der klar, sachlich und leicht verständlich die Entwicklung schildert und auch darauf hinweist, dass es lange brauchte, bis er Distanz zu dem Metier gewinnen konnte.
Ganz von Voss´ Ausführungen, die nur durch wenige Ausschnitten aus Nachrichtensendungen und einen neuen Werbespot einer Bank unterbrochen werden, lebt „Master of the Universe“.
Die Schuld am Zusammenbruch des Finanzsystems gibt Voss dabei nicht dem System, sondern vielmehr den Menschen, die rücksichtslos die Chancen nützten, die ihnen der Markt bot. Nicht außer Acht lässt der Insider dabei auch, wie durch die Krise, die gesellschaftliche Infrastruktur zerbröselt, macht aber wenig Hoffnung für die Zukunft, denn er spricht dem Menschen die Lernfähigkeit ab und prophezeit in einem Horrorszenario schon Frankreich als nächstes Opfer der Finanzmarktkrise.
Spielboden Dornbirn: Sa 31.5., 20.30 Uhr