Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 30. Jän 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (31.1. - 6.2. 2014)

Im Filmforum Bregenz läuft diese Woche einerseits mit Jon S. Bairds „Drecksau“ das schillernde Porträt eines fiesen Glasgower Cops, andererseits Michel Gondrys vor visuellem Einfallsreichtum sprühende Verfilmung von Boris Vians Roman "Der Schaum der Tage“.

Filth – Drecksau: James McAvoy spielt mit Inbrunst einen brutalen und gemeinen Glasgower Cop, der sich und die Welt hasst, lustvoll alle Grenzen überschreitet und sich am Leid anderer erfreut. Doch zunehmend zeigen sich auch Risse in dieser Fassade, bekommt man in Flashbacks Einblick in ein traumatisches Kindheitserlebnis.
Während Robertson die Ereignisse zunächst steuert, die anderen manipuliert und mit ihnen spielt, verliert er bald immer mehr die Kontrolle, wird immer mehr – auch durch Drogeneinfluss – zum Spielball seiner Alpträume.
Jon S. Baird erzählt in seiner Verfilmung des gleichnamigen Romans von Irvine Welsh konsequent aus der Perspektive dieses Cop. Seine Figur und sein Voice-over halten die zwischen grell überzeichneter Realität und Traum schwankenden, teilweise sehr kurzen Szenen Szenen zusammen. Mit schnellen Schnitten und expressiver Bildsprache orientiert sich Baird dabei stilistisch unübersehbar an Danny Boyles Welsh Verfilmung „Trainspotting“.
Zwischentöne darf man bei dieser rasanten Höllenfahrt nicht erwarten. Kein Raum bleibt angesichts der dynamischen Szenenfolge, um Momente der Trauer, des Schmerzes oder der Gewalt zu verdichten und zu vertiefen, aber ein roher und auch in den Nebenrollen glänzend besetzter intensiver filmischer Trip ist dies allemal und McAvoy gelingt sogar das große Kunststück am Ende Mitleid für den im Grunde zutiefst verzweifelten Robertson zu wecken.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 31.1., 22 Uhr

L´ecume des jours - Der Schaum der Tage: Nach seinem Ausflug ins Blockbuster-Kino mit der Comic-Verfilmung „The Green Hornet“ kehrt Michel Gondry mit der Verfilmung von Boris Vians surrealem Roman, der in Frankreich Kultstatus genießt, zu seinen verspielten frühen Filmen wie „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ oder „Science of Sleep“ zurück. In der Geschichte des Enddreißigers Colin (Romain Duris), der aufgrund seines Reichtums nicht arbeiten muss und schließlich sogar in Chloé (Audrey Tautou) seine große Liebe (Audrey Tautou) findet, brennt Gondry ein Feuerwerk an visuellen Einfällen ab.
Im wahrsten Sinne des Wortes bunt ist die Welt des Paares und in einer Plastikgondel schweben sie, von einem Baukran emporgehoben, wie auf einer Wolke über Paris. Doch schon in den Flitterwochen atmet Chloé eine Schneeflocke ein, die in ihrer Lunge eine Seerose wachsen lässt. Wenn Colin sein ganzes Geld ausgibt, um seine Frau zu retten, und schliesslich in einer obskuren Firma einen Job annimmt, werden nicht nur die Räume immer enger und die Fenster immer dunkler und verwachsener, sondern auch die Farben treibt Gondry seinem Film zunehmend aus.
Hochemotional ist die Geschichte, doch die Schauspieler können hier kaum Gefühle wecken. Zu wenig Raum gesteht Gondry seinem Ensemble zu, auch wenn „Ziemlich beste Freunde“-Star Omar Sy den Koch mit sichtlichem Vergnügen spielt. Dies kann freilich auch daran liegen, dass die französische Fassung für den internationalen Markt um 31 Minuten – also etwa ein Viertel – gekürzt wurde.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 1.2., 22 Uhr