Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 03. Jän 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (4.1. - 10.1. 2013)

Im Takino Schaan läuft diese Woche Julian Roman Pölslers Verfilmung von Marlen Haushofers Roman „Die Wand“. TaSKino Feldkirch und FKC Dornbirn zeigen Florian Flickers „Grenzgänger“, der in sieben Kategorien für den österreichischen Filmpreis nominiert ist. Der Regisseur Florian Flicker und der aus Vorarlberg stammende Hauptdarsteller Stefan Pohl werden am Mittwoch in Feldkirch und am Donnerstag in Dornbirn bei der Vorstellung anwesend sein und im Anschluss für ein Publikumsgespräch zur Verfügung stehen.

Die Wand: Eine Frau erinnert sich an ihre letzten zweieinhalb Lebensjahre, die sie durch eine Wand von der Welt getrennt in Abgeschiedenheit auf einer Jagdhütte in den österreichischen Alpen verbrachte. - Lange galt Marlen Haushofers 1963 erschienener Roman als unverfilmbar, weil er sich ganz auf die Protagonistin beschränkt, auf Dialog verzichtet, dafür stark mit einem inneren Monolog arbeitet, einen Stillstand beschreibt, wo doch das Kino von Bewegung lebt.
Julian Roman Pölsler hält sich bei seiner Verfilmung an die literarische Vorlage, bietet keine Interpretation des Romans, sondern bemüht sich vielmehr Haushofers Werk in die Sprache des Films zu übertragen.
Nicht leicht macht es Pölsler dem Zuschauer in der Beschränkung auf Martina Gedeck, die mit ebenso reduziertem wie eindringlichem Spiel und ruhigem Voice-over, das dem ganzen Film unterlegt ist, die Befindlichkeit der Frau zum Ausdruck bringt. Gedeck trägt mit ihrem Spiel den Film, sie erzeugt mit ihrer Stimme einen Sog, der hineinzieht in den ruhigen und gleichförmigen Rhythmus mit den sich wiederholenden alltäglichen Verrichtungen.
Der Text wird dabei zwar teilweise redundant durch die Bilder, für die neun Kameramänner verantwortlich zeichnen, verdoppelt, gleichzeitig visualisieren diese aber auch die Gefühlswelt der Frau. Zu glatt wirken allerdings die Postkartenansichten von frisch verschneitem Wald und Nebelmeer unter der in warmes Sommerlicht getauchten Alm, von sternenklarer Vollmondnacht und herbstlichem Wald.
Takino Schaan: Fr 4.1. - Di 8.1. - jeweils 20.30 Uhr


Grenzgänger: Florian Flicker verlegt Karl Schönherrs 1914 entstandenes Drama „Der Weibsteufel“ in die österreichisch-slowakische Grenzregion des Jahres 2001: Längst schon verdächtigt das Bundesheer, das die Grenze kontrolliert und illegale Grenzübertritte zu unterbinden versucht, Hans, der mit seiner Frau in den Marchauen ein Ausflugsgasthaus betreibt, nebenbei als Schlepper zu arbeiten. Da man ihm aber das Handwerk nicht legen kann, setzt man einen Präsenzdiener auf Hans´ Frau an, doch der Bespitzelte durchschaut das Spiel schnell.
Großartig bettet Flicker die in Cinemascope gedrehte Dreiecksgeschichte in die noch ursprüngliche und auch filmisch noch nicht verbrauchte Aulandschaft ein. Wie in einem Western ist die Landschaft ein Hauptdarsteller, vor und in der sich die Handlung abspielt. Ein labiles Beziehungsdreieck, baut Flicker dabei in seinem ersten Spielfilm seit zwölf Jahren („Der Überfall) auf. Abwechselnd betrügt und verrät hier jeder jeden. Immer wieder spitzt sich die Situation zu, doch erst am Ende kommt es zur Eskalation.
Vertrauen kann Flicker bei seinem konzentriert inszenierten Spielfilm, der in sieben Kategorien für den österreichischen Filmpreis nominiert ist, auch auf das homogene und hervorragend aufeinander eingespielte Schauspielertrio Andreas Lust, Andrea Wenzl und Stefan Pohl, die sich weniger durch Worte als vielmehr durch Blicke und Gesten ausdrücken.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 9.1., 21.30 Uhr; Do 10.1., 19.30 Uhr
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mi 9.1. bis Sa 12.1.