Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 06. Jun 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (7.6. - 13.6. 2013)

Kaum einmal sieht man einen Film aus Bulgarien in unseren Kinos. Diese Woche läuft mit „Avé“ im Filmforum Bregenz aber ein lakonisches Roadmovie aus diesem Balkanstaat. Das TaSKino Feldkirch zeigt dagegen Sarah Polleys bittersüßen Liebesfilm „Take This Waltz“.

Avé: Konstantin Bojanov schickt in seinem Spielfilmdebüt  zwei junge Menschen auf eine Reise durch Bulgarien. Zufällig lernen sich Avé und der Student Kamen beim Autostoppen kennen. Während sie offen ist und mit den Fahrern spricht, bleibt er wortkarg. Keinen Verdacht schöpft der Zuschauer zunächst, als sie erzählt, dass sie ihre krebskranke Großmutter besuchen will. Wie hemmungslos Avé Geschichten erfindet – und sich damit auch selbst immer wieder neu erfindet -, wird aber klar, als sie Kamen bald als ihren älteren Bruder bald als ihren Geliebten ausgibt. Da spielt der wahrheitsliebende Kamen nicht mit und es kommt zum Streit. Doch langsam kommen sich die beiden jungen Menschen dennoch näher.
Die Stärke von „Avé" liegt nicht nur in den von Anjela Nedyalkova und Ovanes Torosyan wunderbar frisch und natürlich gespielten Protagonisten, sondern auch in der unaufgeregten und offenen Erzählweise. Bojanov dramatisiert nicht, sondern lässt seinen Figuren und dem Zuschauer im ruhigen Fluss der Bilder Zeit und Raum. Keine Geschichte wird hier hineingepresst, sondern zunächst lange nur die Fahrt mit prägnant gezeichneten wechselnden Fahrern, das Fabulieren Avés und die argwöhnischen Blicke Kamens beobachtet. Bojanov beweist dabei ein sicheres Gespür für Bild- und Blickfolgen. Einblick bietet dieses lakonische Roadmovie aber auch in die Lage Bulgariens, denn in sicherem Rhythmus wechseln Gespräche im Auto mit Landschaftsaufnahmen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 7.6. + Sa 8.6. - jeweils 22 Uhr


Take This Waltz: Die 28jährige Margot ist glücklich verheiratet, doch dann lernt sie den Lebenskünstler Daniel kennen. - Gänzlich undramatisch erzählt die Kanadierin Sarah Polley in ihrem bittersüßen Liebesfilm. Die Stärke liegt in der geduldigen Schilderung von Alltäglichem und Unspektakulären, in der poetischen Beschwörung von Augenblicken eines möglichen Glücks, aber auch und vor allem der Auslotung der Zerrissenheit Margots.
Viel Zeit lässt Polley sich und ihren Figuren, zeigt einerseits in langen statischen Einstellungen den vertrauten und verspielten Umgang des Ehepaars miteinander, begleitet andererseits in langen Kamerafahrten Margot und Daniel bei ihren scheinbar zufälligen, in Wirklichkeit aber doch ersehnten und gesuchten Begegnungen.
Mit sicherem Gespür lotet Polley Gefühlsregungen und Stimmungen aus, getragen wird diese Dramödie aber von ihren Darstellern. Ungekünstelt und ungemein lebensecht spielt Michelle Williams Margot, wunderbar unaufdringlich agieren an ihrer Seite Seth Rogen und Luke Kirby als die gegensätzlichen Männer.
Die Konstellation könnte einen dialoglastigen Film erwarten lassen, doch die Kanadierin setzt weniger auf Worte als vielmehr auf impressionistische Momentaufnahmen und beschwört in Szenen wie einer Karussellfahrt oder Umkreisungen im Schwimmbad prägnant und visuell originell die Zerrissenheit Margots. Trotz dieser schwierigen emotionalen Situation der Protagonistin bewahrt „Take This Waltz“ dank des von sanftem Humor durchzogenen Erzähltons, einem superben Soundtrack und der Atmosphäre des sommerlichen Toronto, die Luc Montpelliers Kamera großartig einfängt, immer große Leichtigkeit.
Hier werden auch keine Urteile gefällt, kein Richtig oder Falsch scheint es zu geben, denn bittersüß ist eben dieses Leben und die Entscheidungen, die getroffen werden müssen, führen nie zum reinen Glück.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Sa 8.6 – Fr 14.6.