Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 07. Jun 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (8.6. - 14.6. 2012)

Mit „Kuma“ zeigt das Filmforum Bregenz in dieser Woche den ersten Langspielfilm des gebürtigen Wieners Umut Dag und im Takino Schaan stehen Debüts von inzwischen weltberühmten Regisseuren auf dem Programm.

Kuma: Eine traditionelle Heirat in der Türkei: die vermeintliche Schwiegermutter der Braut ist sichtlich krank, scheint sich dennoch über die Hochzeit zu freuen. Ihre Tochter allerdings lässt kein gutes Haar an dem fröhlichen Fest und die junge Braut Ayse trauert darüber, dass sie nun ihre Heimat verlassen muss.
Mit einem Schnitt und einer kurzen Schwarzblende versetzt Umut Dag den Zuschauer von der Türkei nach Wien. Da offenbart sich rasch, dass die Verhältnisse ganz anders liegen: Ayse hat nicht den etwa gleich alten Hasan geheiratet, sondern auf Betreiben der kranken Mutter ihren eigenen Gatten. Durch eine Zweitfrau, eine Kuma, will sie Mann und Kinder nach ihrem Ableben versorgt wissen. Die großteils erwachsenen Kinder freilich akzeptieren die „zweite Mutter“ zumindest zunächst nicht, doch dann passiert etwas Unerwartetes und die beiden im Zentrum stehenden „Ehefrauen“ kommen sich langsam näher.
Traditionell denkende Elterngeneration trifft da auf von der westlichen Kultur geprägte Generation der Kinder. Konfliktfelder, die dadurch entstehen, zeigt Umut Dag auf, formuliert sie aber nicht weiter aus, versucht vielmehr mit dramatischen Handlungswendungen Spannung zu erzeugen.
Hier wird nicht vorschnell verurteilt, nicht mit der Praxis der Zweitfrau abgerechnet, sondern Einblick in das Denken hinter dieser Praxis vermittelt. Doch statt genau und differenziert die Problemfelder auszuleuchten, bleibt „Kuma“ durch die zahlreichen dramatischen Wendungen ein thesenhafter Problemfilm zu einem Thema. Papieren wirkt das Drehbuch mit den Handlungsumschwüngen und den zu wenig ausgearbeiteten Szenen. Funktionsträger sind hier die Figuren, müssen für eine Position oder ein Problem stehen, werden aber nie zu Charakteren aus Fleisch und Blut, deren Schicksal bewegt. Trotz türkischer Originalsprache und weitgehende Beschränkung auf die enge Wohnung der Familie als Schauplatz, entwickelt „Kuma“ nie wirklich atmosphärische Dichte. – Gut gemeint ist dieser Film, aber letztlich bleibt alles Behauptung, nichts wird spürbar.
Filmforum im Metrokino Bregenz: Sa 9.6., 22 Uhr

„Erstlinge“ im Takino Schaan: Im Rahmen der 11. Liechtensteiner Literaturtage zeigt das Takino Schaan vier Spielfilmdebüts von Regisseuren von Weltrang. Francois Truffaut erzählt in seinem autobiographisch gefärbten „Les quatre cents coups“ (1959) von einem Pariser Jungen, der mehr oder weniger auf sich gestellt ist. Getragen von dem für Truffaut typischen, von Menschenliebe getragenen Blick entwickelt sich ein bewegendes Drama, das in seinem frischen und unverbrauchten Stil gemeinsam mit den ersten Filmen Chabrols und Godards die Nouvelle Vague begründete.
Roman Polanski gelang dagegen mit seinem Debüt „Messer im Wasser“ (1962) ausgehend von einer Dreiecksbeziehung ein Psychothriller, der schon auf sein späteres Werk voraus weist.
Unverkennbar ein Film seines Regisseurs ist auch David Lynchs Debüt „Eraserhead“ (1977), in dem der Amerikaner in surrealen Bildern eine albtraumhafte Atmosphäre entwickelt. Während dieser Film schwer zu deuten oder offen für viele Deutungen ist, verweist das Debüt von George Lucas schon auf seine Liebe zur Science-Fiction. Vom Märchen „Star Wars“ ist „THX 1138“ (1971) dennoch weit entfernt, denn Lucas wirft anhand der Dystopie eines totalitären Staates die Frage nach dem freien Willen auf.
Takino Schaan:
THX 1138: Do 7.6., 2030 Uhr
Das Messer im Wasser: Sa 9.6., 18.30 Uhr
Les quatre cents coups: So 10.6., 18.30 Uhr
Eraserhead: Di 12.6., 20.30 Uhr