Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 07. Aug 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (8.8. - 14.8. 2014)

Auf dem Marktplatz Rankweil läuft diese Woche im Rahmen der Open-Air-Reihe „Filme unter Sternen“ der heurige Oscar-Sieger „12 Years a Slave. Im Filmforum Bregenz steht dagegen mit „Love Steaks“ ein frecher und frischer, völlig unsentimentaler deutscher Liebesfilm auf dem Programm.

12 Years a Slave: In Wohlstand und angesehen lebte Solomon Northup 1840 in Saratoga, New York, bis er verschleppt und als Sklave auf die Plantagen von Louisiana verkauft wurde.
Kein sentimentales Rührstück hat der schwarze Brite Steve McQueen mit seiner Verfilmung von Northups autobiographischen Aufzeichnungen inszeniert, sondern erzählt nüchtern und zurückhaltend, aber mit großer Konzentration und Intensität. Er verzichtet auf alle Schnörkel und Mätzchen, puscht die Handlung nicht mit schnellen Schnittfolgen emotional auf, sondern erzählt stattdessen in langen ruhigen Einstellungen. Hier wird der Zuschauer nicht Teil der Handlung, sondern bleibt Zuschauer der Geschichte eines anderen, wird nur bei einem mit der Handkamera gefilmten Fluchtversuch Solomons direkt ins Geschehen hineingezogen.
Die Form ordnet sich ganz dem Inhalt unter. McQueen versucht nicht kurzatmig die sich über zwölf Jahre spannende Geschichte abzuspulen, sondern beschränkt sich in fragmentarischer Erzählweise auf zentrale Momente und Szenen, denen er Raum gibt und die er meisterhaft verdichtet.
Bauen kann McQueen dabei auch auf ein herausragendes Ensemble. Eindringlich vermittelt Chiwetel Ejioforum den tiefen Fall Solomons, lässt seine Verzweiflung und Wut, aber auch seinen unbeugbaren Lebenswillen spüren, macht die inneren Wunden und den Alterungsprozess sichtbar, den das Martyrium zurücklässt, wenn der einst aufrechte Mann zunehmend gebückt geht. Großartig sind auf der anderen Seite aber auch Benedict Cumberbatch als scheinbar "guter Sklavenhalter", Michael Fassbender als brutaler, aber gleichzeitig schwacher alkoholsüchtiger Plantagenbesitzer, Paul Dano als Solomon unterlegener, aber eben mächtigerer Vorarbeiter, Paul Giametti in einer kleinen, aber einprägsamen Rolle als Sklavenhändler und der auch als Koproduzent fungierende Brad Pitt als kanadischer Zimmermann, der mit seinen Gedanken von der Gleichheit des Menschen und der möglichen Umkehrung der Verhältnisse aus einer anderen Welt zu kommen scheint.
Filme unter Sternen, Marktplatz Rankweil: Fr 8.8., 21.30 Uhr

Love Steaks: In seinem im Jänner in Saarbrücken mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichneten Spielfilmdebüt blickt der 33-jährige Jakob Lass nicht nur auf ein im Kino kaum präsentes Arbeitsfeld, sondern begeistert auch mit frecher Inszenierung. Vor dem Hintergrund des Kurbetriebs in einem Wellness-Hotel an der Ostseeküste erzählt Lass von der Beziehung zwischen einem jungen schüchternen Masseur und einer wilden, zumindest am Rande einer Alkoholsucht stehenden Küchengehilfin.
Die Story vom gegensätzlichen Paar ist fiktiv, doch daneben fängt Lass mit genauem und dokumentarischem Blick in dem in einem realen Kurhaus und mit den echten Angestellten gedrehten Film auch präzise die Arbeitsverhältnisse und dort herrschende Hierarchien ein.
Statt stringent eine Handlung zu entwickeln, setzt Lass, der sich beim Drehen an das von ihm selbst verfasste und ironisch an die dänische Bewegung "Dogma 95" angelehnte «Fogma-Manifest» hielt, auf eine eher lockere Abfolge von Szenen, in denen er seinen Schauspielern viel Raum für Improvisation ließ.
Diese offene Arbeitsweise, zu der auch ein schneller Schnitt, mobile Handkamera und Verzicht auf künstliches Licht gehören, verleiht dieser Tragikomödie, die ganz ohne öffentliche Förderungsmittel entstand, im deutschen Film selten zu findende Frische, Witz und Natürlichkeit.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 8.8., 22 Uhr