Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Walter Gasperi · 08. Jän 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (9.1. - 15.1. 2015)

Das Filmforum Bregenz wandelt diese Woche mit John Turturros "Fading Gigolo" auf den Spuren Woody Allens. Ganz auf seine großartige Besetzung vertraut dagegen Israel Horovitz bei der Verfilmung seines Theaterstücks "My Old Lady", die im Heerbrugger Kino Madlen gezeigt wird.

Fading Gigolo: Nach Schließung seiner Buchhandlung schlägt sich Murray Schwartz (Woody Allen) durch, indem er seinen Freund Fioravante (John Turturro) als professionellen Liebhaber an zahlungskräftige Damen vermittelt. Als dieser sich aber in seinem neuen Job um die Witwe (Vanessa Paradis) eines Rabbis kümmern muss, erwachen in ihm langsam verschüttete Gefühle, während die verhärmte Frau, die als orthodoxe Jüdin zunächst jeden körperlichen Kontakt ablehnt, durch seine Massagen aufblüht und zunehmend gelöster agiert.
Leichthändig, aber nicht leichtfertig erzählt Turturro, der nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern auch Regie führt, nicht nur von Einsamkeit und Sehnsüchten, die tief in den Menschen schlummern, sondern bietet nebenbei auch einen - freilich komödiantisch verzerrten - Einblick in die orthodoxe jüdische Community, deren strenge und ein befreites Leben verhindernden Regeln in Frage gestellt werden.
An spritzigen One-Linern fehlt es ebenso wenig wie an Allens Standardthemen Tod, Krankheit und Judentum. Lustvoll spielt der notorische Stadtneurotiker seinen Part, aber Turturro benutzt ihn in erster Linie als witzigen Sidekick, während das Hauptinteresse der Wandlung der Titelfigur und der Witwe gilt, die leise und einfühlsam geschildert wird.
Auch optisch und akustisch hat Turturro den passenden Ton für diese Geschichte gefunden: Herbstlich gefärbtes Laub bei einem Spaziergang durch den Central Park und die Dominanz von Braun- und Gelbtönen evozieren eine warme Atmosphäre. Dazu kommt sanfter Jazz, der nicht nur Melancholie verbreitet, sondern auch viel beiträgt zum runden und sympathischen Gesamteindruck dieser Komödie, mit der Turturro zwar auf den Spuren Woody Allens wandelt, aber doch eine ganz eigene Note findet.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 10.1., 22 Uhr


My Old Lady
: Ein Amerikaner erbt von seinem Vater eine Wohnung in Paris, doch als er sie verkaufen möchte, muss er feststellen, dass eine alte Dame bis zu ihrem Tod noch hier leben darf.
Die Herkunft vom Theater merkt man Israel Horowitz´ Verfilmung seines eigenen 2002 erschienenen Stücks mit seinen abgeschlossenen Szenen, seinen Auf- und Abgängen von Figuren deutlich an. Der 75-jährige Theater- und Drehbuchautor, der mit diesem Kammerspiel sein Kinodebüt vorlegt, versucht dies auch gar nicht zu vertuschen  und das Stück filmisch aufzumotzen – man kann auch sagen, dass ihm nicht viel einfällt -, bringt aber doch schön den Charme der Pariser Ile de la Cité mit alten Häusern, Seine und Notre Dame ins Spiel. In erster Linie vertraut Horowitz aber auf seine drei Hauptdarsteller.
Wunderbar ist Maggie Smith – very british in ihrem Betonen von Pünktlichkeit und Präzision als Lebensgrundlage. Die behaupteten 92 Jahre mag man der 80-Jährigen zwar nicht glauben, aber sie beglückt doch als sanfte Britin, die hier den Ton vorgibt, durchaus auch auf ihr Geld aus ist, dann aber doch zunehmend Mitgefühl für den Erben entwickelt. Bei diesem wiederum lässt Kevin Kline zunehmend tiefer in das zerrüttete Verhältnis zu seinem Vater blicken. Und auch bei Kristin Scott Thomas als Maggie Smiths Tochter kommen zunehmend die Bruchlinien der auf den ersten Blick scheinbar harmonischen Beziehung zu ihrer Mutter zu Tage.
In traditioneller Dramaturgie solcher Stücke und Filme erzählt so „My Old Lady“ von langsamer Überwindung der Distanz und plätschert mehr dahin als sich wirklich dramaturgisch auf einen Höhepunkt hin zu entwickeln, verhindert aber mit sanftem Humor immer wieder das Abgleiten ins allzu Gefühle.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 12.1. 20.30 Uhr