"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Walter Gasperi · 08. Mai 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (9.5. - 15.5. 2014)

Am Spielboden Dornbirn wird die Reihe „Peter Madsen & CIA play Silent Movies“ mit Marcel L´Herbiers erstaunlich aktuellem Bankerfilm „L´argent“ fortgesetzt. Das Filmforum Bregenz und das Takino Schaan zeigen Felix Herngrens Verfilmung von Jonas Jonassons Bestseller „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“.

L´argent: In den letzten drei Monaten vor der Sommerpause steht die Reihe „Peter Madsen & CIA play Silent Movies“ ganz im Zeichen des Franzosen Marcel L´Herbier. Nach „El Dorado“ im April steht im Mai sein 1928 gedrehtes, ursprünglich über dreistündiges Opus magnum „L´argent“ auf dem Programm.
Im Mittelpunkt dieser erstaunlich aktuellen Verfilmung von Emile Zolas 1891 erschienenem Roman, die in der erhaltenen Fassung immer noch 164 Minuten lang ist, steht ein Bankier, der versucht mit Börsenspekulationen und Manipulationen Gewinn zu machen.
L´Herbier drehte seinen Film mit großen Mitteln und Ambitionen, entfesselte die Kamera um das hektische Leben an der Börse einzufangen, doch der Erfolg war gering, nicht zuletzt deshalb, weil ihm Vernachlässigung des Inhalts zugunsten der Form vorgeworfen wurde. Orson Welles allerdings zählte „L´argent“ neben Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ zu den ganz großen Meisterwerken des Stummfilms.
Abgeschlossen wird die Marcel L´Herbier-Reihe am 17. Juni mit der Vorführung von „L´inhumaine“ (1924), den wiederum Peter Madsen mit einem Teil seiner CIA-Gruppe mit ihren Improvisationen musikalisch live begleiten werden.
Spielboden Dornbirn: Mi 14.5., 20.30 Uhr

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand: Mit seinem skurrilen Romandebüt gelang dem Schweden Jonas Jonasson 2009 ein völlig überraschender Erfolg. In Deutschland stand das Buch 32 Wochen lang auf Platz 1 der „Spiegel“-Bestsellerliste, die Übersetzungsrechte wurden bislang in 35 Länder verkauft.
Jonasson erzählt vom 100-Jährigen Allan Karlsson, der aus dem Altersheim ausbüxt, zufällig an einen Koffer mit Drogengeld kommt und folglich bald nicht nur von der Polizei gesucht, sondern auch von Killern gejagt wird. Eingebettet in die Gegenwartshandlung sind Rückblenden ins Leben des sprengstoffbegeisterten Protagonisten, der unter anderem im Spanischen Bürgerkrieg Franco kennenlernte, den entscheidenden Tipp zur Erfindung der Atombombe gab, mit Stalin um die Wette trank, als sowjetisch-amerikanischer Doppelagent agierte, und auch am Fall der Berliner Mauer nicht unbeteiligt war.
Obwohl der schwedische Comedian und TV-Regisseur Felix Herngren die China- und Indonesien-Abenteuer Karlssons gestrichen hat, ist dieser Mix aus „Forrest Gump“ und „Zelig“ übervoll an Episoden. Trefflich besetzt ist die Hauptrolle mit dem Komiker Robert Gustafsson, an Situationskomik und skurrilen Typen fehlt es nicht. Doch unmöglich machen es die Handlungsfülle und der permanente Wechsel zwischen Gegenwart und Rückblenden einzelne Episoden plastischer zu entwickeln und Figuren differenzierter zu zeichnen. Statt Erzählfluss zu entwickeln, bleibt es so bei einer beliebigen Szenenfolge, die zwar über weite Strecken kurzweilig unterhält, aber kaum einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
TaKino Schaan: Fr 9.5., 18.30 Uhr + So 11.5., 18.30 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:
Mi 14.5., 20 Uhr + Fr 16.5., 22 Uhr