Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Gunnar Landsgesell · 27. Mär 2014 · Film

Captain America: The Winter Soldier

Der Kampf geht weiter: Captain America wird nach 70 Jahren aufgetaut und sieht sich sogleich im Zentrum einer Verschwörung. Solide Fortsetzung der Marvel-Verfilmung eines der patriotischen Urhelden der USA. Physis, Männlichkeit und High-Tech-Waffen geben den Mix dazu ab.

Mit einigen knochentrockenen Kampf-Sequenzen schreibt sich „Captain America: The Winter Soldier“ in das Gedächtnis ein: Die Bilder sind so hart geschnitten, dass sie – unterfüttert durch den markigen Rhythmus eines klirrend-technoiden Sounddesigns – bereits für sich eine spürbare physische Wirkung entfalten. Im gläsernen Außen-Aufzug des Gebäudes des Geheimdienstes S.H.I.E.L.D. lässt Captain America eine stählerne Kampftruppe als geschlagene Hunde zurück. Und in der bis auf äußerste Effizienz durchchoreographierten Eröffnungsszene vernichtet der alte Held, unterstützt von Black Widow (Scarlett Johansson) eine Bande von Terroristen. 70 Jahre ist es her, dass Steve Rogers, der brave Junge, der körperlich zu schwach für die Armee war und nach einem Experiment als Superheld Captain America doch noch gegen Nazi-Deutschland antreten durfte, während einer Rettungsaktion im Eis eingefroren wurde. Wieder aufgewacht, stellen sich die globalen Fronten nach dem Ende des Zweiten Welt- und des Kalten Krieges nicht mehr ganz so überschaubar dar. Steve Rogers, erneut von Chris Evans mit gestähltem Körper und dem Durchschnittsgesicht eines All-American-Boys interpretiert, wird nun in eine Schlacht geworfen, in der er – beliebter Topos – quasi allein gegen den Rest antreten muss. Eine Verschwörung ist es, die die USA und mit ihr die global aufgestellte Schutzorganisation S.H.I.E.L.D. plagt. Deren Präsident, Sam Jackson, und dessen Vorgänger, Robert Redford, stellen die Spitze einer Macht dar, der nicht mehr zu trauen ist. Ein schwarzer Kapuzenmann (Sebastian Stan als der Winter Soldier), der recht traurig schauen würde, könnte man sein Gesicht genauer sehen, zwingt durch seine unbändige diabolische Übermacht den sympathischen aber offenbar in Misskredit geratenen Helden mehrmals in die Knie. Worin die Verschwörung, um die es hier zweifellos geht, besteht, wird erst nach und nach deutlich.

Physis, Männlichkeit, High-Speed-Action, all das strukturiert das Geschehen, wenngleich auch in der Fortsetzung nicht auf die Ursprünge dieser Marvel-Comics-Verfilmung vergessen wird. Der Nazi- und spätere Kommunistenjäger Captain America ist ein Kind der 1940er Jahre, der nun der Hi-Tech-Kriegsgerätschaft und gigantischer CGI-Auf- und Ausrüstung (Schlachtschiffe, die so ähnlich heißen wie Helicarrier Gun Ships) seine altmodische Ethik entgegenhält: ein Patriot, zweifellos, mit sparsamen Humor und hoher Loyalität ausgestattet, einzig mit einem Schild (auf dem das signifikante A prangt), der als unzerstörbar gilt, und den er seinen Feinden entgegenschleudert. Das strahlt einen klaren Vintage-Charme aus, der sich im Bildergetöse anthrazit-grauer Technikwelten immer noch als „menschliche“ Haltung lesen lässt. Nur die Anbindung an die Zeit von damals, aus der dieser Jüngling ohne äußere Veränderung herübergeholt wurde, fehlt. Aus dem gebrochenen Helden von damals haben die Filmautoren eine pflichtschuldige Figur geformt. Für Freunde gepflegter Kampfesgänge sicherlich eine Option.