Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Gunnar Landsgesell · 12. Jun 2014 · Film

Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Zwei tödlich an Krebs erkrankte Jugendliche finden zu einer romantischen Liebesgeschichte zusammen. Eine US-amerikanische Lektion, wie man erzählerisch Leid und Glück verbindet und sich so mit seinem Publikum versöhnt.

Gleich zu Beginn fällt auf, wie dieser Film sich von anderen abzugrenzen versucht. Das wirkt selbstbewusst, ja gewagt. „This is the truth, sorry“, kündigt die 16-jährige Schülerin Hazel Grace (Shailene Woodley) ihre eigene Geschichte als eine wahrhafte, ungeschminkte an. Das sei keine, in der sich so wie in einem Peter Gabriel Song am Ende alles wieder in Wohlgefallen auflöst. Okay, denkt man sich, es geht hier um Schmerzen, psychische Belastung, um Krebs. Und wartet gespannt, wie es die Amerikaner anlegen, wenn sie von zwei Jugendlichen erzählen, die ineinander verliebt und todkrank sind. Was dann in der ersten halben Stunde folgt, die Begegnung der gegenüber ermunternden Gesten skeptischen Hazel und dem notorischen Coolchecker Gus (Ansel Elgort) ist tatsächlich harter Tobak. Eine geradezu süßlich gestaltete, fast verlogen wirkende Exposition gibt einem das Gefühl, hier stimme etwas mit den Bildern nicht. Ist sie wirklich so naiv und er – meint er seine Anmache und aufbegehrenden Gesten ernst? Tatsächlich legt sich diese Stimmung, sobald sich beide näher kommen und packt einen in eine Dramaturgie ein, die so präzise konstruiert ist wie ein Schweizer Uhrwerk. Hier bleibt keine Gefühlsregung dem Zufall überlassen, weder bei den Protagonisten, noch beim Publikum. Man zeigt sich seine körperlichen Verletzungen, offenbart seine Ängste, lacht miteinander und eine vertrauliche Wohligkeit kehrt ein, die über den schwierigen Hintergrund dennoch erstaunlich wenig hinwegzutäuschen versucht. Viel erinnert hier an den formalisierten sozialen Umgang der Amerikaner miteinander, wo jede Situation mit den entsprechenden Worten und Mimiken begleitet wird. Nicht wenig davon ist symbolisch aufgeladen, etwa der Kinderspielplatz aus überdimensionierten Knochen, das Zerschlagen alter Basketball-Pokale von Gus oder die Zigarette, die er sich in den Mund steckt, ohne sie anzuzuünden – als Metapher über den Tod zwischen den Zähnen. Da wirkt doch vieles recht beschaulich, und die Sorge, der Lungenkrebs von Hazel und der Knochenkrebs von Gus könnten einen schwer in den Kinosessel drücken, wird zum Detail der Geschichte. Hazels Beatmungsgerät wird da zeitweise fast schon zum Requisit. So schafft es „The Fault in Our Stars“, wie der passendere Originaltitel lautet, das Drama lange Zeit als romantic Comedy offenzuhalten. Das Konzept Liebe kittet vieles, seinen euphorischen Höhepunkt erreicht es in einem Flug nach Amsterdam zum Autor des Lieblingsromans von Hazel. Die Reise ermöglicht eine Stiftung für krebskranke Jugendliche, die Gus für Hazel in die Wege leitet. Sie selbst wird zur Mini-Metapher des Plots rund um das frische Liebespaar: Märchen können wahr werden, aber auch der Absturz aus den Träumen droht. Willem Defoe als vergötterter Schriftsteller Van Houten offenbart sich ein Anderer, als Projektion. Und auch die Filmgeschichte selbst treibt entgegen aller Widerstände ihrem Ende entgegen. Doch, wo viel Schmerz, dort viel Trost, so versöhnlich hält es Hollywood in jedem Fall. So wird diese Geschichte zweier Jugendlicher trotz denkbar schlechter Voraussetzungen zu einer Lektion dafür, wie man nach den Sternen greift. Und einer davon trägt das Gesicht von Peter Gabriel.