Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 13. Dez 2013 · Film

Der Hobbit - Smaugs Einöde

Charmant begann die Reise des Hobbit Bilbo Beutlin und der 12 Zwerge unter der Führung des weisen Gandalf in „Die unerwartete Reise“. Im zweiten Teil der auf eine Trilogie angelegten Tolkien-Verfilmung setzt Peter Jackson aber nur noch auf Action und visuelle Überwältigung des Zuschauers. Beeindruckende Momente gelingen dem Neuseeländer auch hier, aber insgesamt sind die 160 Minuten doch eher ermüdend.

Vergeblich sucht man in „Smaugs Einöde“ die Liebe zum Detail und die ebenso prägnante wie witzige Zeichnung der verschiedenen Figuren, die „Die unerwartete Reise“ auszeichneten. Hier soll nur noch die Post abgehen und 160 Minuten Spektakel geboten werden. Staunen lassen den Zuschauer zwar am Beginn spektakuläre Landschaftsaufnahmen, rasant geht es los mit der Flucht der kleinen Reisegruppe vor den Orks und dem Kontakt mit einem Hautwechsler, der bald Bär, bald hünenhafter Mensch ist.

Nichts Neues in Mittelerde

Anregend geht es auch weiter mit dem Marsch durch den Düsterwald und dem Angriff durch riesige Spinnen, vor denen sie nur die Waldelben retten, die aber nun ihrerseits die Zwerge gefangen nehmen. Hobbit Bilbo kann seine Freunde aber befreien und spektakulär geht es in Fässern Stromschnellen hinunter, während sie vom Ufer aus die Orks angreifen. Dennoch gelangt die Truppe über die Seestadt zum einsamen Berg, in dem es zur großen Auseinandersetzung mit dem Drachen Smaug kommt…
Technisch und handwerklich ist diese Produktion zweifellos auf höchstem Stand, lässt aber auch jeden Charme vermissen. Routiniert werden Standards heruntergespult, doch nie geht dieser Film letztlich über das Gewohnte hinaus, sodass er den Zuschauer kaum einmal mitreißt. Man kennt die Tolkiensche Welt mit Zwergen, Elben, Orks und anderen Fabelwesen inzwischen einfach zu gut, als dass sie noch überraschen könnte. Recht abgegriffen und ausgelaugt wirkt dieses Figurenarsenal.

Action statt Figurenzeichnung

Und so übervoll „Der Hobbit – Smaugs Einöde“ auch an Action ist, die in der zweiten Hälfte durch drei parallel geführte Handlungen noch gesteigert wird, so sehr fehlt diesem Film ein Herz und liebevolle Machart.
Auf Teufel komm raus wird da geklotzt, reiht sich eine Schlacht an die andere – nicht gerade kindertauglich ist der Film dabei im blutigen Köpferollen -, doch jenseits der Schauwerte klafft eine gähnende Leere. Blutleer bleiben die Figuren, weil Jackson den Schauspielern viel zu wenig Zeit und Raum lässt, ihnen Profil zu verleihen, keine Beziehung und kein Konflikt werden differenzierter entwickelt.

Wenig furchterregendes Reich der Finsternis

Das Thema vom Kampf der Mächte der Finsternis gegen das Licht kommt zwar in der Farbdramaturgie zum Ausdruck, wenn nach dem in warmem Braun gehaltenen Beginn die Stimmung immer düsterer wird und Seestadt und einsamer Berg ganz in Grautöne getaucht sind, doch wirklich packend und beklemmend wird das nie. Auch in der Konfrontation mit dem Drachen muss man sich um die Protagonisten nicht sorgen, denn klar ist, dass sie den Sieg davontragen werden. Dazu kommt freilich, dass die Oberflächenreize auf die Dauer ermüden, sodass die Spannung mit Fortlauf der Geschichte nicht steigert, sondern der Zuschauer eher erschöpft auf das Ende wartet.
Ein Teil wird nächste Weihnachten noch folgen, dann wird sich Jackson aber hoffentlich endlich von der Welt Tolkiens verabschieden und sich neuen und frischeren Projekten zuwenden. Dass er auch andere Stoffe filmisch großartig umzusetzen weiß, hat er jedenfalls schon mit seinem Remake von „King Kong“ bewiesen.