Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Gunnar Landsgesell · 01. Okt 2014 · Film

Der kleine Nick macht Ferien

Heitere Sommerkomödie, in der sich Bubenstreiche und amouröse Fantasien der verknöcherten Eltern des kleinen Nicolas abwechseln. Fortsetzung von René Goscinnys "Der kleine Nick" (2009) mit etwas weniger Esprit.

Mit einigen Wochen Verspätung wird im Kino noch einmal das Gefühl der Sommerferien beschworen: „Der kleine Nick macht Ferien“ beginnt mit dem überschäumenden Gefühl des letzten Schultags. Was danach kommt verhandeln die Eltern aus: ans Meer oder in die Berge? Der Vater setzt sich diesmal durch. Der Preis dafür ist hoch: auch die Schwiegermutter kommt in den Badeurlaub mit. Kleine Ehe-Scharmützel, eine spitze Schwiegermama und Bubenstreiche aller Art setzen in der Fortsetzung des „kleinen Nick“ (2009) die Akzente. Das bedeutet viel Sixties-Charme, und eine Prise Humor, den man als heiter bezeichnen kann.

Heitere Nostalgie

Die Szene, in der die Burschen eine Dusche präparieren, indem sie das Abflussrohr für das Frischwasser mit jenem der Toiletten vertauschen, ist eine derbe Idee. Tatsächlich ergießt sich schon bald darauf über die Bekannte von Nicks Eltern eine braune Brühe, so wie einst über die unglückliche Schülerin Carrie der Kübel mit Schweineblut. Doch wo in Brian de Palmas Horrorfilm eine Außenseiterin gnadenlos markiert wurde, mangelt es beim Kinderfilm über den kleinen Nick ein bisschen an der Frage, wo dieser Film zubeißen möchte. Die Verfilmung, die auf den Asterix-Erfinder Rene Goscinny zurückgeht, überzeugt mit viel stilistischem Willen: Nostalgie wird hier als visueller Reichtum altmodischer Autos, exotischer Bademoden, altbackenem Humor und leicht verkrampften Geschlechter-Verhältnissen ausgelebt. Bunte Farben einer vergangenen Welt, das gefällt. Über diese Schauwerte hinaus zaudert der Film aber: soll er von dem kleinen Jungen erzählen und dessen abenteuerlichem Strandaufenthalt, den Eindrücken, wie er die Erwachsenenwelt sieht und der ersten Mädchenfreundschaft – oder doch von seinen verknöcherten Eltern, die nun emotional ein bisschen auftauen: Nicks Mutter (Valerie Lemercie), deren resolutes Wesen einem verrückten italienischen Filmregisseur so gefällt, dass er sie auf seine glamouröse Party einlädt; und Nicks Vater (Kad Merad aus Willkommen bei den Sch’tis), den eine junge deutsche Blondine zum hüllenlosen Bad im Meer animiert. Eigentlich wirkt das Aufknacken dieser Charaktere doch interessanter als der kleine Nick selbst, doch insgesamt sind alle ein bisschen zu brav und der Humor bleibt das auch. Das ist zwar nicht schlimm, aber auch nicht wirklich aufregend, sondern wird selbst zum Ausdruck jener verblichenen Biederkeit, die offenbar von der Verfilmung selbst Besitz ergriffen hat. Die Szene mit der Dusche fällt heraus, nicht weil sie so grauslich oder vielsagend ist, sondern weil sie unverhältnismäßig und unrealistisch ist. Das tut einem Film über (wiedererlebte) Jugend gut.