Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 12. Jän 2014 · Film

Diana

Oliver Hirschbiegel beschränkt sich nicht nur auf die letzten zwei Lebensjahre von Lady Diana, sondern innerhalb dieser auch weitgehend auf die Liebe der „Prinzessin der Herzen“ zum pakistanischen Herzchirurgen Hasnat Khan. Naomi Watts verkörpert Diana zwar perfekt, doch wirklich Tiefe kann sie ihr in dieser Seifenoper auch nicht verleihen.

Am Anfang steht das Ende: der 31. August 1997 in einem Pariser Hotel, vor dem eine Horde von Paparazzi auf Prinzessin Diana (Naomi Watts) und Dodi Fayed (Cas Anvar) wartet. Beim heimlichen Verlassen des Hotels blendet Oliver Hirschbiegel zwei Jahre zurück: Die Ehe der Prinzessin mit Prinz Charles steht vor dem Aus. Die Massen lieben sie, doch psychisch ist sie schwer angeschlagen.

Oberflächliches Abhaken von Stationen statt Verdichtung

Als sie in einem Krankenhaus zufällig dem pakistanischen Herzchirurgen Hasnat Khan (Naveen Andrews) begegnet, ist es Liebe auf den ersten Blick. Sie lädt ihn zu sich ein, man kommt sich näher, doch die Berühmtheit Dianas steht der Beziehung im Wege, denn Khan möchte weiterhin ungestört seinen Beruf ausüben.

Brav hakt Hirschbiegel Stationen in den letzten zwei Lebensjahren Dianas ab, zeigt mal ihren Einsatz für das Verbot von Landminen, dann ihr Engagement bei Wohltätigkeitsveranstaltungen, vor allem aber das Glück und die Probleme in der Beziehung zu Hasnat Khan.
Wie daneben das Umfeld weitgehend ausgespart wird, ist bei dieser Person der Öffentlichkeit schon erstaunlich. Lässt der Titel ein Biopic erwarten, so bekommt man im Grunde nur eine Liebesgeschichte unter besonderen Vorzeichen vorgesetzt.

Kantenlose Hagiographie

Wie schon in „Der Untergang“ findet Hirschbiegel nie eine richtige Haltung zu seiner Protagonistin, reiht Szene an Szene, verdichtet aber keinen Moment und kein Motiv. Der Fluch der Berühmtheit, die den privaten Handlungsspielraum drastisch einschränkt, wird mit der Allgegenwart von Paparazzis zwar gezeigt, doch weiter entwickelt und beklemmend vermittelt wird dieser Aspekt nicht.
So glatt wie die Inszenierung bleiben letztlich auch die Figuren. Keine Ecken und Kanten, keine Ambivalenzen gibt es hier, sondern Diana wird ungebrochen zur Heiligen hochstilisiert.
Da nützt auch nichts, dass Naomi Watts sich Dianas Gestik und Körperhaltung perfekt angeeignet hat, das Drehbuch und die hölzernen Dialoge lassen ihr keine Chance ein vielschichtiges und packendes Psychogramm zu zeichnen.

Hochglanz-Schmonzette

Die unglückliche Liebesgeschichte böte immerhin die Chance für emotional mitreißendes Kino, doch einerseits wird auch auf dieser Ebene keine Szene überzeugend entwickelt, andererseits kann Naveen Andrews Hasnat Khan nie Profil verleihen. Geradezu peinlich wird immer wieder über den Beruf des Herzchirurgen und die „Königin der Herzen“ mit dem Motiv des Herzen gespielt und einfallslos spult Hirschbiegels beim ersten Treffen oder bei der Beschwörung des Glücks der jungen Liebe auf einer Autofahrt mit einer Montagesequenz zum Chanson „Ne quitte me pas“ Standards herunter und lässt mechanisch Momente des Glücks und der Belastungen einander abwechseln.
So bleiben von dieser Schmonzette letztlich nur Hochglanzbilder von schönen Menschen in schönen Kleidern, von luxuriösen Interieurs und attraktiven Landschaften. Für Berichte in der Klatschpresse mag das reichen, für einen guten Film ist es entschieden zu wenig.