Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Gunnar Landsgesell · 19. Apr 2015 · Film

Ex Machina

Hitchcock meets Blade Runner. Ein junger Programmierer soll die menschlichen Fähigkeiten einer Androidin testen, die dessen Chef selbst entwickelt hat. "Ex Machina" entwickelt sich dabei zum Thriller, der die Frage der menschlichen Wahrnehmung schleichend zur Frage der menschlichen Existenz selbst steigert.

Stylish und gleichermaßen bedrohlich entfaltet sich „Ex Machina“ als ungewöhnliche Dreiecksgeschichte: Nathan (Oscar Isaac), CEO einer Technologie-Firma, hat für Caleb (Domhnall Gleeson), einen seiner Programmierer, hier, irgendwo in der Wildnis, in seinem von kühlem Design und festungsartiger Architektur geprägten Haus, eine exklusive Begegnung arrangiert. Mit Ava (Alicia Vikander), einer Roboterfrau, deren Programmierung und körperliche Hülle der Firmenchef selbst entwickelt hat. Nun soll Caleb mit ihr Gespräche führen, ganz so, als wäre Ava ein Mensch. Im globalen Wettlauf, künstliche Intelligenz (AI) mit menschliche Fähigkeiten auszustatten, glaubt Nathan den entscheidenden Schritt getan zu haben. Von der Androidin fasziniert, verliert Caleb zunehmend den Überblick. Bald fühlt er sich Nathan dem AI-Schöpfer selbst ausgeliefert, während selbst seine sinnlichen Wahrnehmung erschüttert wird.

Metaphyischer Thriller

„Ex Machina“ überzeugt auf mehreren Ebenen. Metaphysische Fragen, wie jene nach der menschlichen Existenz, werden hier nicht überstrapaziert, sondern in einer Art Hitchcock’schem Plot ausagiert. Wer vertraut, wer kontrolliert hier wen, wo sind die Grenzen, die dem Menschen und dem Androiden gesetzt sind, überschritten? Regisseur Alex Garland, bislang bekannt als Drehbuchautor von Filmen wie „28 Days Later“, versteht es in seiner ersten Regie-Arbeit, die Wahrnehmung des Publikums zu fordern. Er reduziert das Geschehen auf wenige Gesten, in denen sich die Spannung dieser Geschichte verdichtet. Oscar Isaac verkörpert mit kurzgeschorenem Kopf, Vollbart und einer forschen Gangart einen Schöpfertypus, der ein genialer Nerd oder ein durchtriebener Halunke sein kann. Isaac erzählte im Interview, er habe sich an Stanley Kubricks Aussehen und getriebenem Perfektionismus selbst orientiert. Vor allem aber in der Gestalt von Ava findet dieser Film sein erzählerisches Zentrum: technoide Sterilität und weibliche Form, ein teils opaker, schwebender Körper, der zugleich die harten Muskelstränge dieser Androidenfrau sichtbar macht, verleihen irritierende, widersprüchliche Signale. Anmut und Härte, Naivität und Intelligenz – womit Caleb es hier zu tun hat, ist eine Frage, in der er sich zunehmend selbst zu verlieren droht. Was „Ex Machina“ gelingt, ist, seine Dramaturgie ganz in diese drei Personen zu legen und dabei zugleich futuristisch und sehr gegenwärtig zu sein. Wo andere Sci-Fi-Produktionen sich in technisch aufwändigen Nebenschauplätzen verlieren, wirft der Entwurf der Ava ganz spielerisch die Frage der Grenzen zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz auf. Mit der Besetzung der schwedischen Schauspielerin Alicia Vikander, einer ausgebildeten Tänzerin, wird die geradezu kristalline Gestalt der Ava durch eine körperliche Begehrlichkeit ergänzt, die an „Blade Runner“ bzw. dessen Romanvorlage „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ erinnert. Der Hoffnung, die Menschwerdung könne gelingen.