Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 31. Jul 2014 · Film

Eyjafjallajökull - Der unaussprechliche Vulkanfilm

Weil der titelgebende isländische Vulkan mit einer Aschewolke den europäischen Flugverkehr lahmlegt, muss sich ein Ex-Ehepaar, das sich seit 20 Jahren leidenschaftlich hasst, auf dem Landweg von Deutschland nach Griechenland durchschlagen, wo die Tochter in wenigen Tagen heiratet. – An Tempo und Action fehlt es Alexandre Choffres Komödie nicht, doch die Pointen sind so vorhersehbar wie der Handlungsverlauf.

Im April 2010 legte der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull auf Grund der ausgetretenen Vulkanasche für mehrere Tage den Flugverkehr in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas lahm. Nur Auslöser für die Handlung von Alexandre Coffres Komödie ist dieses Ereignis, spielt in der Folge, obwohl sich der Filmtitel darauf bezieht, aber keine Rolle mehr - und hätte in Realität wohl auch keine Auswirkungen auf den Flug von Paris nach Athen gehabt.

Beziehungskrieg

Mit dem Flugzeug wollen die Tierärztin Valérie (Valérie Bonneton) und der Fahrschulleiter Alain (Dany Boon) zur Hochzeit ihrer Tochter auf Korfu, doch ihr Flug wird nach München umgeleitet und alle weiteren Flüge werden gestrichen oder verschoben. Schon bei diesem Flug krachen Eltern der Braut aufeinander. Einst waren sie zwar ein Paar, aber seit 20 Jahren hassen sich der kleinbürgerliche Alain und die forsche Karrierefrau Valérie wie Katz und Maus.
Als es nur noch mit Auto und Bus weitergeht, möchte jeder den anderen reinlegen und an der Weiterreise hindern, doch weil sie das gleiche Ziel haben, treffen sie immer wieder aufeinander und müssen auch kooperieren…

Reise quer durch Europa

Beliebt ist das Motiv von zwei gegensätzlichen Figuren, die gemeinsam unterwegs sind, sich nicht ausstehen können, sich aneinander reiben und sich dann doch – wieder – näher kommen. Doch Alexandre Coffre nützt das Potential dieser Ausgangsposition kaum.
Der Wechsel der Fortbewegungsmittel vom sportlichen Mietwagen über Bus bis zum Kleinflugzeug sorgt bei dieser mit 20 Millionen Euro Budget nicht gerade billigen Produktion zwar ebenso für Abwechslung wie die sich ändernden Landschaften: Von den österreichischen Alpen über slowenisch-kroatische Waldlandschaften und ein albanisches Dorf bis zum griechischen Meer – auch wenn da geographisch bei weitem nicht alles zusammenpasst - spannt sich der Bogen. Doch diese Reise quer durch Europa bleibt nur optischer Aufputz und wird nie genutzt für Seitenblicke auf unterschiedliche Mentalitäten und Sitten. Auf sozialkritische Akzente, mit denen viele französische Komödien der jüngsten Zeit mehr oder weniger überzeugend spielen, verzichtet Coffre völlig und setzt ganz auf Klamotte.

Eindimensionale Figuren, vorhersehbare Pointen

Aber auch als solche kann „Eyjafjallajökull“ nicht überzeugen. Lustvoll spielen zwar Valérie Bonneton und Dany Boon, doch ihre Figuren bleiben auf eindimensionale Typen reduziert, die zudem durch ihre gegenseitigen Aggressionen dem Zuschauer nicht gerade ans Herz wachsen. Die Pointen sind vielfach vorhersehbar und zünden folglich nur selten, dürftig bleibt auch der Wortwitz.
Wenig berauschend ist auch der Handlungsaufbau, der ganz von episodischer Aneinanderreihung von Szenen bestimmt ist. Da kann selbst  ein Ex-Häftling, der dem religiösen Wahn verfallen ist und das Pärchen in seinem zur Kirche umgebauten Wohnmobil mitnimmt, diese Komödie nicht retten.