Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 02. Jul 2012 · Film

Ice Age 4 - Voll verschoben

Vor zehn Jahren landeten die zu 20th Century Fox gehörenden Blue Sky Studios mit „Ice Age“ einen Box-Office-Hit. Fast zwangsläufig mussten Sequels folgen, in denen Mammut Manny, Säbelzahntiger Diego und Faultier Sid stets in neue Abenteuer gerieten, aber auch neue Figuren dazukamen. Im vierten Film verliert das Trio durch die Verschiebung der Erdplatten nicht nur die Heimat, sondern muss sich auch gegen gefährliche Piraten durchsetzen.

Vorteilhaft wäre es zweifellos die ersten drei „Ice Age“-Filme zu kennen, denn die Figuren bringen eine persönliche Geschichte in dieses Sequel. Vorgestellt werden sie nicht mehr, ansatzlos setzt die Handlung ein, wirft den Zuschauer rund 20.000 Jahre zurück in die Eiszeit: Das Ur-Eichhörnchen Scrat löst mit seiner Gier nach Eicheln eine Katastrophe aus. Weil diese scheinbar harmlose, durch seine Gier aber anarchische Figur von keiner Eichel die Finger lassen kann, tut sich alsbald ein Spalt bis zum Mittelpunkt der Erde auf und verursacht das Auseinanderdriften der Kontinente.
Furios ist diese Auftaktsequenz, in der die Kamera zwischen Erdkern und totaler Ansicht des Planeten hin und her springt, mal Scrats Jagd im Innersten der Erde, dann wieder das Auseinanderdriften der Kontinente zeigt.

Coming of Age und der Wert der Familie

So klein Scrats Aktion an sich auch ist, so weitreichend sind die Folgen für die Tiere an der Erdoberfläche. Wie die Kontinente werden sie auseinander gerissen, bald treibt Manny mit seinen Freunden Diego und Sid, getrennt von der Herde, auf einer Eisscholle. Gefährliche Abenteuer müssen sie bestehen, als sie in die Hände des grimmigen Piratenkapitäns Utan geraten.
So geht es in „Ice Age 4“ um die Suche nach neuer Heimat, ums Wiederfinden der Familie, aber auch ums Erwachsenwerden und die Abnabelung des Teenager-Mammuts Peaches von ihrem überfürsorglichen Vater Manny. Wieder werden neue Figuren eingeführt und Säbelzahntiger Diego darf in Shira seine große Liebe finden, Faultier Sid wiederum vereint sich mit seiner lange verschollenen Familie.

Tempo- und einfallsreich

Die Fülle der Figuren führt inzwischen freilich auch dazu, dass der Raum für den einzelnen Charakter schrumpft, dass Konfliktfelder oder Liebesgeschichten zu wenig entwickelt werden. Computertechnisch ist das aber natürlich State of the Art, ganz selbstverständlich, aber nie aufdringlich wird inzwischen 3D eingesetzt, doch nie schlagen die Effekte die Erzählung tot.
Genug Luft bleibt da für einfallsreiche Figuren wie den Piratenkapitän, einen gewaltigen Wal oder Sids zahnlose, aber resolute Oma, für eine gespenstische Fahrt vorbei an lockenden Sirenen, für spektakuläre Kämpfe und am Ende für eine Schatzsuche in einem Atlantis für Nager, in dem Scrat seine Gier freilich wieder nicht beherrschen kann.
Temporeich und schmissig ist das von Steve Martino und Mike Thurmeier in einer souveränen Mischung aus Humor und Action inszeniert. Immer ist hier etwas los, bewegen sich Erdplatten oder schrammen Eisschiffe haarscharf an Felswänden vorbei. Am „Pirates of the Carribean“-Erfolg will man offensichtlich mit der Piratenstory mitnaschen, billige Kopie ist das aber nie und erstarrt auch nicht in leblosem Retortenkino, sondern strahlt dank der detailfreudigen und sichtlich liebevollen Machart immer noch beträchtlichen Charme aus.