Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Gunnar Landsgesell · 12. Mär 2015 · Film

Kingsman: The Secret Service

Eine Agentenparodie, die durch ihren Ideenreichtum und ihre gewitzte soziale Note neuen Wind in das Genre bringt. Ein Hoodie-Träger wird unter der Mentorenschaft von Colin Firth zum Hoffnungsträger der elitären britischen Agenten der Kingsmen. Samuel L. Jackson fällt als Superbösewicht ein bisschen aus der Rolle.

Der Zug zur visuellen Gewalt im aktuellen Kino macht auch vor (Action)Komödien wie „Kingsman: The Secret Service“ nicht halt. Dessen Schöpfer Matthew Vaughn hat das ambivalente Spiel zwischen Komik und eruptiver Grausamkeit auch mit vorangetrieben, etwa mit der unorthodoxen Superheldenkomödie „Kick-Ass“ im Jahr 2010. Dass in „Kingsman“ ein Mann von einer Superbösewichtin (Sofia Boutella) mit scharfen Klingen, auf denen sie (statt ihrer Füße) durch den Film springt, der Länge nach in zwei feinsäuberliche Hälften geteilt wird, muss man aber nicht unbedingt als Kommentar auf die Weltgeschehnisse lesen. In solchen Bildern zeichnet sich ein Wettbewerb innerhalb der Filmbranche ab, mit dem das visuell Mach- und Zumutbare jeweils neu ausgelotet wird – eine Leistungsschau. Der Lustgewinn für das Publikum sei dahingestellt. Dabei wäre „Kingsman“ ohne den spekulativen Einsatz von Gore-Effekten aber um nichts weniger gelungen: Vaughn hat mit seiner exaltierten Drehbuchautorin Jane Goldman eine Agentenparodie entworfen, die sich zwar ernster nimmt als „Die nackte Kanone“, aber dem saturierten James-Bond-Franchise frischen Wind ins Gesicht bläst. Der lässige Kappenträger Eggsy (Alex Nikolov) aus sozial desolaten Verhältnissen drängt sich hier in den elitären Geheimbund der Kingsmen, die in einem beinharten Ausleseverfahren ihren Nachwuchs suchen. Fast in einem Raum ertränkt, vom Himmel geworfen oder vom Zug überrollt – hier türmt „Kingsman“ Witz und Aktion gekonnt übereinander. Dass der Hoody-Träger Eggsy gewisse Qualitäten besitzt wie kollektives Denken oder auch im Angesicht des Todes Geheimnisse zu bewahren weiß, unterscheidet ihn vom Egoismus seiner Konkurrenten, den Upper-Class und Elite-Uni-Absolventen. Das Misstrauen, gegen das der Arbeitersohn sich permanent bewähren muss, macht Vaughn mit viel Schmäh und Esprit lange Zeit zum dramaturgischen Angelpunkt der Geschichte. Bis sich eine globale Bedrohung in der Person des Joker-mäßig durchgeknallten Media-Moguls Valentine (etwas unterfordert: Samuel L. Jackson) abzeichnet, die die Agenten samt Eggsy und seinem Mentor Galahad (Colin Firth) zu vereinten Kräften mobilisiert. Dann zerfällt die Kohärenz der Story zugunsten einer größeren Macht: Die seltsam biographielose Figur Valentine - Sam Jackson will nicht so ganz in diese Agentenwelt passen -  tritt vordergründig als sozialer Wohltäter auf, der kostenlose Handykommunikation für alle zur Verfügung stellen möchte. Manipulationsversuche und apokalyptisch-teuflische Weltbeherrschungsszenarien inklusive. Es fällt den Kingsmen zu, die Welt wieder in ihre Angeln zu setzen. Vaughn verliert dabei den Spaß nicht.