Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Gunnar Landsgesell · 07. Jun 2012 · Film

Kochen ist Chefsache

„Kochen ist Chefsache“, eine französische Komödie um zwei Köche, hat das Aroma eines Instant-Gerichts und benutzt Rezepte, die nicht einmal in den 1960er Jahren modern waren.

Instant-Gerichte nennt man gemeinhin jene Speisen, die man fixfertig einkauft, aus dem Plastik holt und nur noch aufwärmen muss. Für die Produzenten ein gutes Geschäft, erweist sich Instant für die Konsumenten zwar als praktisch aber als eher fade Kost. Ganz genau so darf man sich auch „Kochen ist Chefsache“ vorstellen. Geliehene Rezepturen und nur Spuren von Originalität mögen zwar das Gefühl des Schon-Bekannten garantieren, wofür sollte man dafür aber das Kino bemühen? Vielleicht Geldmaschine, die vor dem TV-Einsatz noch das Kino mitnimmt.

Neo-biederliche Unterhaltung

„Comme un Chef“ spannt zwei Männer zusammen, die am Ende zwar keine richtigen Buddies sind, deren komplementäre Art der bewährten US-Formel zufolge für Spannung sorgen soll. Lagarde (Leon, der Profi: Jean Reno) ist ein alter Starkoch, der von seinem Ruf und alten Kreationen lebt. Bonnot (Fun-Rapper Michaël Youn) hingegen kennt alle Rezepte des Meisters samt biographischer Stationen auswendig und scheitert daran, sie in Wirtshäusern und Fabrikkantinen dem Publikum vorzusetzen. Das ergibt noch keinen rechten Gegensatz, denn der eine, Bonnot, verteidigt nur, was der andere, Lagarde, einst an kulinarischen Einfällen hatte. Die Epigonenhaftigkeit Bonnots zieht sich als strukturelles Problem durch den Film selbst. Da bis auf einige schale Episoden und zwei völlig marginalisierte Frauenfiguren niemand diese Geschichte zu befruchten vermag, muss ein blass bleibender Industrie-Tycoon als Bedrohung auftauchen, um die beiden Köche in eine mehr oder weniger alberne Partnerschaft zu zwingen. Am Ende werden sie zwar den Zugriff des Yuppies verhindert, aber keinen Deut an Profil gewonnen haben. „Comme un chef“ fühlt sich wie ein Vehikel für zwei bekannte Schauspieler in Frankreich an, das auch vom Widerstreit über neue Staubsaugertechnologien oder einen müden Songwriter erzählen könnte. Was Regisseur/Drehbuchautor Daniel Cohen am Stoff reizte, lässt sich nicht erahnen, der Film liefert keine Hinweise darauf. Das Lukullische beschränkt sich auf wenige und auch wenig einprägsame Bilder. Blaue Spaghetti aus Rinderhirn bleiben im Gedächtnis, doch in diesem Moment ist „Comme un Chef“ schon auf die Nebenschiene der Molukularküche abgebogen, auf der durch etwas derbere visuelle Jokes (eine Ethno-Travestie...) das Tempo des Films noch einmal angezogen werden soll.

Was an diesem Film neben seinem völligen Mangel, für sich selbst ein Gefühl (von Virilität) zu entwickeln, am meisten irritiert, ist: Er ist von einer derartigen neo-biederlichen Unterhaltung, wie sie wohl nicht einmal in den 1960er Jahren modern gewesen sein mag. Ein kritischer Hinweis auf die Lebensmittelindustrie wäre hier völlig deplatziert. So dürfte das Programm des Küchenchefs, seine alten Rezepte gegen die Zumutungen der Moderne einfach beizubehalten, zum geheimen Antrieb für den Film selbst geraten sein. Nostalgie nennt man es, den alten Zeiten nachzuhängen. Dafür gäbe es aber die Originale: Egal, ob Luis de Funès „Brust oder Keule“ (1976), Peter Sellers Slapstick oder einfach auch Ang Lees „Eat Drink Man Woman“.