Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Gunnar Landsgesell · 30. Jän 2014 · Film

Mandela - Der lange Weg zur Freiheit

Was braucht es, um mit Nelson Mandela einer der bedeutenden historischen Figuren gerecht zu werden? Seine Eckdaten vom kämpferischen schwarzen Anwalt bis zum einigenden Landesvater durchzuspielen ist gut, überzeugt aber nicht. "Mandela" ist zu pflichtschuldig ausgefallen - es fehlt an Magie.

Nelson Mandela, dieser Bigger-than-Life-Figur, kann man in einem Film wohl nur schwer gerecht werden. Schon allein die harte Widersprüche zwischen dem bewaffneten Widerstand des ANC-Untergrundführers und der kalmierenden Rolle als Landesvater, der statt lange ersehnter Rache den Protagonisten eines Gewaltsystems die Hand reicht. „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“ greift all diese Eckdaten zwar auf, die Magie dieses Mannes will aber nie so recht aufblitzen. Zwei-, dreimal wird einem Mandela in der Rolle des Boxers vorgeführt und der Nimbus des Willensstarken ist es auch, durch den Regisseur Justin Chadwick seiner Figur die stärkste Prägung verleihen möchte. Mit dem körperlich bulligen Mandela-Darsteller Idris Elba agiert ein Mann vor der Kamera, den – das weiß man sofort – auch die grausamen Schikanen auf der Gefängnisinsel Robben Island nicht brechen können. Unbreakable – ob das aber die richtige Maxime für dieses Lebensportrait ist?

 

Biopic als Hommage

Tatsächlich wirkt dieser Film nicht unbedingt deshalb ein wenig flach, weil er alle Stationen vom frühen Bürgerrechte-Anwalt über Frauenaffären bis zum Elder Statesman durchbuchstabiert. Er tut das ziemlich pflichtschuldig und es scheint, als wären all die Nebenschauplätze, auf denen sich der Mensch vielleicht auf problematische Weise hinter dem Image zeigt, zu kompliziert für dieses Biopic gewesen, das sich offenbar als Hommage versteht. Elba agiert jedenfalls so diszipliniert, als müsste er Mandela auf einem Staatsempfang vertreten. Ein bisschen mehr an forschem Charisma hätte realistischer gewirkt. Kurios genug, dass vor allem jene lichtdurchfluteten – und reichlich klischeehaften – Szenen im Gedächtnis bleiben, in denen Mandela in seinem elterlichen Dorf am Land zwischen Feldern zum Mann reift. Sie überstrahlen auf paradoxe Weise die Bemühungen, der politischen Bedeutung Mandelas 140 Minuten lang gerecht zu werden. Manchmal sind es aber auch die kleineren Entwürfe, die sich mit besonderer Prägnanz in die Erinnerung einschreiben. Als vor drei Jahren Clint Eastwood mit „Invictus“ Morgan Freeman als Nelson Mandela auf die Leinwand brachte, hatte man am Ende das Gefühl, Mandela tatsächlich begegnet zu sein. Eastwood stieg erst mit einem Mandela als Präsidenten ein und Freeman verkörperte ihn mit spürbaren Ambivalenzen, die noch aus seinen frühen radikalen Jahren nachwirkten.