Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Gunnar Landsgesell · 06. Feb 2014 · Film

Nebraska / Und Äktschn!

Ein greiser Mann (Bruce Dern) glaubt, er habe eine Million gewonnen. Und möchte sich holen, was ihm zusteht. Alexander Payne begleitet ihn und seinen Sohn auf einer lakonischen Reise. Gerhard Polt kehrt als Amateurfilmer mit Tücken ins Kino zurück.

„Nebraska“ präsentiert sich zu Beginn einigermaßen kraftlos. In grauen Bildern (kein Farbfilm!) schlurft ein alter Mann auf einer Autobahn dahin und bereits hier wird klar: Das ist keines jener Roadmovies, in denen die Straße Freiheitsversprechungen parat hält. Dass der Alte sogleich von seinem Sohn eingefangen und wieder nach Hause gebracht wird, hat einen Grund. Bruce Dern, er spielt den weißbärtigen sturen Bock, hat einen Brief bekommen, in dem ihm eine Million Dollar als Gewinn versprochen wird. Dass es sich um eine jener millionenfach versandten Briefsendungen handelt, hält ihn nicht ab, sich immer wieder nach Nebraska aufzumachen, um den Gewinn persönlich abzuholen. Der geduldige Sohn (Will Forte) willigt schließlich ein, so machen sich beide auf den Weg. Wer die feinsinnigen Komödien von Alexander Payne kennt, etwa „About Schmidt“, „Sideways“ oder zuletzt „The Descendants“ mit George Clooney weiß, dass keine große Geschichte auf den Zuseher wartet. Payne liebt es, banale Beziehungssettings aufzubauen um auf stille, aber lustvolle Weise hinter diese zu blicken. Auch „Nebraska“ hat den Zuseher schon bald auf eine ebenso freundliche wie harmlose Vater-Sohn-Reisestory eingestimmt, als sich das Geschehen mit einem Familientreffen im Herkunftsort des Vaters doch noch ein wenig zuspitzt. Alte Geschichten brechen auf, Familie und Freunde entblößen langsam auch ein anderes Gesicht. In Momenten wie diesen ist Payne bei seiner speziellen Kunst angelangt, seine Figuren so zu kitzeln, dass sie genug von sich Preis geben, um sie ein bisschen verstehen zu können. Diese Figuren werden dann auf wundersame Weise zu Menschen aus Fleisch und Blut. In „Nebraska“ ist der Preis dafür keine geheuchelte Geste der Versöhnung zwischen Vater und Sohn, sondern eine stille Übereinkunft, die zumindest der Sohn mit dem Vater eingeht. Das Ende des Films lässt sich vor allem als ein augenzwinkernder, schöner Moment des Kinos beschreiben.

Und Äktschn!

Dass Gerhard Polt ausgerechnet mit einem „Hitler-Film“ ins Kino zurückkehrt, wirkt auf den ersten Blick nicht unbedingt frisch. Polts Ansatz erweist sich aber als geradezu raffiniert. Der mittlerweile 70-Jährige spielt einen Amateurfilmer, der einen Film über Hitler drehen will und wirft mit seiner Figur unmerklich selbst die Frage auf, wie jemand Andere für seine Ideen begeistern kann. Denn eigentlich hat niemand im Bekanntenkreis von Herrn Pospiech (Polt) wirklich Freude daran, Hitlers Biographie nachzustellen. Sie tun es aber doch, laienhaft aber mit zunehmendem Ernst. „Ned so fad“, sagt Gisela Schneeberger als Eva Braun zum Musikladenbetreiber Robert Mayer, der den Führer mimen soll. „Schließlich san dem Millionen nachglaufen.“ Hitler als dilettantisches und damit auf jeden Fall zum Scheitern verurteiltes Projekt, ausgestattet mit dem typisch verqueren Humor von Gerhard Polt. So darf man sich „Und Äktschn!“ vorstellen. „Was wäre, wenn wir den Hitler nicht gehabt hätten?“, fragt Herr Pospiech, und antwortet: „Dann hätten wir ja auch die Bilder vom Krieg nicht gehabt.“