Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Gunnar Landsgesell · 04. Dez 2014 · Film

Paddington

Ein Bär in London, der Anschluss sucht. Das läuft nicht friktionsfrei ab, vor allem nicht für die Familie Brown. Familienunterhaltung mit Anspruch, soweit Paddington der Bär das zulässt.

Was macht ein Bär, der aus dem „dünkelsten Peru“ bei einer Mittelstandsfamilie in London unterkommt? Er stürzt das Badezimmer in kreatives Chaos, während der Familienvater noch versucht, die Haushaltsversicherungsprämie per Telefon zu erhöhen. „Paddington“ ist die Adaption eines bekannten Kinderbuches aus den Fünfziger Jahren, das als zeitgemäße Erzählung ohne Alterslimits adaptiert wurde. Der junge Bär kommt nach London, um jenen Forscher zu suchen, der vor langer Zeit seine Großeltern im „dünkelsten Peru“ „entdeckt“ hat. Bis er ihn findet, bringt der junge Bär, der zwar englisch spricht, aber eine Zahnbürste für ein Ohrstäbchen hält, das Leben der Gastfamilie in Unordnung. Diese selbst muss ebenfalls erst die Qualitäten des Neuankömmlings – und letztlich ihre eigene verlorene Lockerheit – entdecken.

Ein Bär als Kulturträger

„Paddington“ ist Unterhaltungskino im besten Sinn, das keine Tricks und Sensationen braucht, um sein Publikum zu affizieren. Der Bär, im Original von Ben Wishaw gesprochen, ist zwar CGI-technisch kuschelig animiert, aber fern anbiedernder Kuschelmonster. Paddington ist so etwas wie ein Tolpatsch und Gentleman, in seiner humoristischen Trockenheit erinnert er an den britischen Meister der kreativen Zerstörung, Stan Laurel. Das Chaos passiert, es ist wie immer nur ein Nebeneffekt. Doch der Bär ist ein Kulturträger, der der sozialen Interaktion. Dass in dieser Produktion viel Aufmerksamkeit und Ressourcen stecken, lässt sich an fast jedem Bild ablesen. Der Cast ist prominent, mit Sally Hawkins („Happy-Go Lucky“), Imelda Staunton („Vera Drake“) oder Peter Capaldi als fiesen Nachbarn wurden expressive Besetzungen gefunden. Nur Nicole Kidman als Tierpräparatorin fällt ein bisschen aus dem Rahmen. Aber wen sollte das, so wie der allzu plädoyerhafte Subtext des Films über Zuwanderer, schon stören? Sicherlich der schönste Weihnachtsfilm des Jahres.