"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Gunnar Landsgesell · 07. Aug 2014 · Film

Planet der Affen: Revolution

Nach einer verheerenden Seuche stehen die wenigen Menschen einer Übermacht von Affen gegenüber. Idealer Anlass, um die hochintelligenten Primaten im zweiten Teil der Planet-of-the-Apes-Saga zu den Hauptfiguren zu machen. Ein regenwaldnasses Epos über Verrat, Vertrauen und die Grenzen zwischen Mensch und Tier.

Den Menschen vom Affen aus zu denken, das versucht „Planet der Affen: Revolution“ mit einem entschiedenen Perspektivwechsel. Auf der Erde gibt es nach einer Seuche nur noch wenige Überlebende, James Franco so wie die anderen Protagonisten des ersten Teils, sind tot. Nun sind es die Menschenaffen, die das Drehbuch dieser Geschichte diktieren. Dass sie den Platz der Menschen eingenommen haben, wird visuell beeindruckend und dramaturgisch konsequent von Beginn an deutlich: In einem Regenwald begegnet uns eine Gruppe von Affen, die sich lautlos über Zeichensprache verständigt, später als koordinierter Jagdverein von Rotwild entpuppt und schließlich als Krieger auf Pferden einherreitet. Ein berittener Affe, das ist wohl eines der irritierenderes Bilder, das dieser Film für die zeichenhafte Ablöse der Menschheit entwirft.

Es ist ein großer Sprung, den Regisseur Matt Reeves im zweiten Teil der Planet der Affen- Neuverfilmung wagt: Sämtliche Impulse wie etwa soziale Konflikte und moralische Dilemmata werden wesentlich von den Menschenaffen getragen, sie etablieren sich als zentrale Handlungsträger. Der Preis dafür ist, dass das Häufchen menschlicher Schauspieler in dieser Geschichte kaum noch Konturen zu entwickeln vermag. Ein echtes Manko ist das freilich nicht, denn, ohne viel vorwegzunehmen: die Befragung der Grenzen zwischen Mensch und Tier spielt in diesem Filmprojekt ohnehin eine ganz zentrale Rolle. Dabei ist die Erzählung von „Dawn of the Planet of the Apes“ eigentlich recht einfach gehalten: In den Trümmern San Franciscos ist dem versprengten Rest der Bewohner der Strom ausgegangen. An der Staumauer des brachliegenden Kraftwerks leben aber Caesar (Andrew Serkis), der intelligente Primat, der im ersten Teil der Saga seine Freiheit erhielt, zusammen mit seinem Volk. Caesar ist den Menschen aber nicht unbedingt gewogen, er beendete den ersten Teil als deren entschiedener Gegner, ein Wutbürger gegen die Menschheit. Mit der Abordnung von Städtern, die sich aus San Francisco in den Wald aufgemacht haben, um zu klären, ob das Kraftwerk wieder in Betrieb genommen werden könne, kommt es nun zur Frontstellung beider Seiten. Caesar wird dabei noch wesentlich stärker als der Wissenschaftler Malcolm (Jason Clarke), der die Intelligenz der Affen früh erkennt, zu einer heilbringenden Autorität stilisiert.

„Dawn of the Planet of the Apes“ lebt von der Nähe, die er zwischen Menschen und Affen herausarbeitet. Hier wie dort brodelt es zwischen Kriegstreibern und Vernunftbegabten, zwischen Vertrauen und Verrat, wobei – offensichtlich eines der Anliegen des Autorenteams – auch die Verteidigung von Familienwerten nicht zu kurz kommt. Trotz der eher flachen Story, die freilich mit hohem Symbolgehalt ausgestattet ist, beeindruckt die filmische Umsetzung: visuell auffällig dunkel gehalten, findet die Inszenierung oft mit nur wenigen Zeichen und Worten ihr Auslangen. Das ständige Tröpfeln im regennassen Wald baut einen famosen Soundscape auf, die ausgereifte motion capture Technik sorgt für einen erstaunlichen Realismus. Schauspieler geben durch ihre Bewegungen die Vorlage für die Mimik und Gestik der Affen, die Grafik lässt lebendige Wesen entstehen. Und auch wenn den Menschen hier noch ein Maß an Kulturtechniken zugesprochen wird (Staudamm; Licht; Notebooks als Gedächtnisspeicher), das die Fellträger und Waldbewohner trotz ihrer Reitkünste und Ränkespiele nicht erreicht haben, so bleibt die Botschaft am Ende doch eindeutig: Dass der Humanismus kein exklusives Vorrecht der Menschheit mehr ist.