Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Gunnar Landsgesell · 16. Okt 2014 · Film

The Maze Runner

Ein Labyrinth, in dem eine Gruppe junger Burschen ohne jegliche Erinnerung gefangen ist, erweist sich als rätselhaftes, soziales Experiment: Wer resigniert und wer zeigt Führungswillen? "Die Auserwählten - Im Labyrinth" präsentiert Heranwachsende zwischen Abenteuer und gnadenlosem Labormaus-Dasein in ungewisser Zukunft.

Das Gefühl, gelenkt zu werden, teilt der Zuseher unweigerlich mit den Protagonisten dieser Erzählung. „Maze Runner“ fühlt sich an wie ein Mash-up aus „The Cube“, „Lord of the Flies“ und „Tarantula“. Eine aus Versatzstücken zusammengebastelte Dystopie, als Franchise auf mehrere Teile angelegt, so soll das Publikum möglichst erfolgsversprechend in dieses Filmprojekt eingebunden werden. Auch der Inhalt von „Maze Runner“ selbst klingt vorab irgendwie statisch, nach einer Versuchsanordnung: Eine Gruppe von Burschen lebt auf einer Lichtung, die von gigantischen Mauern umgeben ist, hinter denen sich wiederum ein Labyrinth ausbreitet. Ohne Wissen über ihre eigene Person und ihre Vergangenheit ausgestattet, versuchen die Halbwüchsigen, das „Außen“ zu erkunden. Es gilt, basale Fragen zu lösen: Wer sie dorthin gebracht hat und – Identitätsspiel! – wer sie selbst eigentlich sind. Zu den Mächten hinter dem ganzen Zauber gibt es keine Anhaltspunkte.

Eine Lichtgestalt führt in die Zukunft

Anders als in „Tribute von Panem“, aus dessen langem Schatten sich „Maze Runner“ wohl erst lösen muss, liegt der Fokus weniger auf Arena-Feeling als auf sozialen Dynamiken zwischen den Halbwüchsigen. Einige Aufmerksamkeit gilt den Hierarchiebildungen innerhalb der Gruppe und den Konflikten, die die Bildung des (vorerst männlichen) Gesellschaftsmodells mit sich bringt: Maze heißt auf Deutsch Labyrinth und jene flinken, aufgeweckten Burschen in der Gruppe sind es auch, denen das Erkunden der Welt hinter den Mauern und damit das meiste Wissen zuteil wird. Mit Thomas, dem jüngsten Zugang in dieser (auch sich selbst) rätselhaften Pfadfindergruppe, und später noch der einzigen Frau (Kaya Scodelario als Teresa) erodiert das soziale Gefüge. Mit ihm findet die Geschichte auch ihre Lichtgestalt für das existenzielle Dunkel der Halbwüchsigen. Thomas, von Dylan O’Brien körperlich fragil, aber als unerschütterlicher Aufklärer dargestellt, wirft alsbald das Freund/Feind-Schema klassischer Dramaturgien über den Haufen und lädt alle ein, mit ihm hinter die Wand zu blicken. Für den kräftigen Gally (Will Poulter), der so wie einige andere Verzagte für Appeasement mit den unsichtbaren Mächten plädiert, ist das keine Option. Dass dieser erste Teil von „Maze Runner“ so etwas wie ein Eignungs- und Persönlichkeitstest für weitere Aufgaben sein könnte, ahnt man bald. Welche Welt sie da draußen erwartet, bleibt hingegen unklar.
Schnörkellos und durchwegs gefällig von Regisseur Wes Ball inszeniert, sorgt „Maze Runner“ vor allem durch seine gruppendynamischen Anordnungen und einer langsam gesteigerten Unruhe für Interesse. Mit der Erkundung des Labyrinths bringt Ball auch seine Erfahrungen als langjähriger „Star Trek“-Graphiker ein. „Maze Runner“ entwickelt eine klaustrophobische Enge, wenn die Betonmauern des Labyrinths wie von selbst in Bewegung geraten. Das Kino wird dann gleichermaßen zum Lernprozess und zur physischen Erfahrung, ohne dabei besonders selbstzweckhaft zu wirken. Abzuwarten bleibt, ob die weiteren Verfilmungen der dreiteiligen Romanvorlage von James Dashner (The Scorch Trials und The Death Cure) das Abenteuer in die Erwachsenenwelt mit der gleichen Geradlinigkeit vorantreiben.