Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 25. Mär 2014 ·

Geistliche Chormusik der Gegenwart – Der Kammerchor „Vocale Neuburg“ und Oskar Egle fanden große Zustimmung

Ein erlesenes Konzertprogramm präsentierte der Kammerchor „Vocale Neuburg“ unter der Leitung von Oskar Egle in der Pfarrkirche Koblach. Zeitgenössische Chormotetten unter anderem aus Lettland, Deutschland und Großbritannien wurden im Wechsel mit Liedern und Soloarien von Henry Purcell, interpretiert von der Sopranistin Angelika Kopf-Lebar, dargeboten. Darüber hinaus sang der hervorragend disponierte Chor die „Missa deus est caritas“ des österreichischen Komponisten Manfred Länger.

Chormusik aus dem skandinavischen Raum verbreitet in sakralen Räumen immer eine besondere Stimmung. So war es auch beim Konzert des Kammerchores „Vocale Neuburg“, der sich in „Ubi caritas“ von Rihards Dubra und Vytautas Miskinis „Bonum est confiteri Domino“ sowie Eriks Esenvalds „O salutaris hostia“ konzentriert auf die Klangflächen und Tonschichten und die darüber gespannten Linien einließ. Die Wechsel zwischen fließenden Passagen und rhythmisch pointierten Themen formte der Chor prägnant aus. Gute Voraussetzungen für diese in sich ruhende Musik boten die klar geführten und hervorragend austarierten Stimmen zwischen den Frauen und den Männern.

Vielseitige Literatur


Einen Höhepunkt stellte die Interpretation der Motette „Ich bin das Brot des Lebens“ des deutschen Komponisten Wolfram Buchenberg dar. Die strukturierenden Begleitfloskeln am Beginn, rezitativische Durchgänge, die Zusammenführung der Stimmen und der Rollentausch der Frauen- mit den Männerstimmen sowie der offene Schluss hinterließen eine eindrückliche Wirkung. Imitatorische Muster beeindruckten in „Ave maris stella“ des ungarischen Komponisten Peter Zambola und eine besondere Herausforderung stellte das „Ave Maria“ von Margaret Rizza dar. Die Auffächerungen der Linien und die allmähliche Auflösung des Klangflusses verlangten große Intonationssicherheit, und auch diese Herausforderung bewältigte die „Vocale Neuburg“.

Feinsinnig gestaltete Arien


Die dramaturgische Abfolge der Chorwerke im Wechsel mit geistlichen Liedern von Henry Purcell gewährte dem Publikum in der vollbesetzten Pfarrkirche eine gute Balance zwischen Chorvolumen und Sologesang. Die Sopranistin Angelika Kopf-Lebar, sensibel begleitet von Christian Lebar an den Continuoinstrumenten Cembalo und Orgel, gestaltete die Arien aus „Music for a while“, „From rosy bow'rs“ sowie aus „Lord what is Man?“ von Henry Purcell mit einem feinsinnigen Gespür für die detailreichen Textdeutungen. Die Liebe in all ihren Facetten bildete das Zentrum, das Angelika Kopf-Lebar mit ihrer wandlungsfähigen und gelenkigen Stimme ausdrucksstark darstellte. Sie modellierte die Rezitative plastisch und mit einem erzählenden Duktus und artikulierte in den Arien die bewegten Motive mit vielgestaltigen Verzierungen. So kristallisierte sich der Affektgehalt der Musik gut heraus.

Plastisches Bekenntnis


Als Ganzes führten der Kammerchor „Vocale Neuburg“ und Oskar Egle die „Missa deus est caritas“ für fünfstimmigen gemischten Chor des österreichischen Komponisten Manfred Länger auf. Er hat eine anspruchsvolle Musik geschaffen, die es dem Chor ermöglichte, zahlreiche musikalische Akzente zu setzen. Das Kyrie stellten die Frauen mit einem fragenden Ausdruck in den Raum, allmählich wurden die Fragmente verdichtet und am Schluss in einen stehenden Klang geführt, der auch als ein Statement zu verstehen war. Hymnisch gesteigert wurde das Gloria. Im Mittelpunkt stand das Credo, dem der Komponist einen eigenen Text zugrunde gelegt hatte. In weiten Bögen wurden die Linien miteinander verflochten und zueinander in Beziehung gestellt. Anklänge an den gregorianischen Choral und die Verflüchtigung der melodischen Linien sowie die nachfolgenden kontrapunktisch modellierten Klangtürme und das abschließende „Amen“ verdeutlichten die Intentionen des Komponisten imposant. Ebenso plastisch geformt wirkte das „Hosanna“ im Sanctus und Benedictus. Doch spätestens hier wirkte die musikalische Gestaltung auf mich auch plakativ. Doch diesen Eindruck hoben der große auskomponierte Bogen im „Agnus Dei“ und der bescheidene Schluss wieder auf.

Unwichtige Urheber?


Die „Vocale Neuburg“ verzichtete ganz auf Programminformationen, lediglich die Messe von Manfred Länger wurde deklariert. Diese Vorgehensweise war mir unverständlich. Den Komponisten als Urheber der geschaffenen Kunstwerke steht es zu, bei Aufführungen namentlich genannt zu werden. Die Komponisten derart außen vor zu lassen, ist nicht zu akzeptieren, wenngleich die Darbietungen der Vocale Neuburg, die Chorleitung von Oskar Egle und die Programmgestaltung höchsten Respekt verdienen.