Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Christina Porod · 28. Jul 2014 · Kleinkunst, Kabarett

„Global denken, lokal trinken" - Philipp Weber lässt beim FOEN-X14 in der Kulturwerkstatt Kammgarn sein Publikum vor Freude vibrieren

Eine mitreißende Show präsentierte am gestrigen Sonntagabend der deutsche Kabarettist Philipp Weber. Mitgebracht hat er sein neues Programm „Durst – Warten auf Merlot“. Wie der Titel bereits verrät, geht es darin um etwas ganz Essentielles – Trinken. Und das Wichtigste gleich vorweg: Es war ein erfrischender Abend mit Dauerlachen und einer angenehmen Dosis Gesellschaftskritik. Einziger Wermutstropfen: Die außerordentlich hohe Lach-Dichte übertönte so manche Pointe.

Spiel- und Erzählfreude


Der gebürtige Odenwälder ist sofort präsent, als er die Bühne betritt und bleibt das auch bis zur letzten Sekunde. Dazwischen wirbelt der quirlige 40-Jährige auf der Bühne hin und her und selbst, wenn er auf dem Stuhl Platz nimmt, fällt ihm das Stillsitzen sichtlich schwer. Schneller als sein Sprechtempo ist nur noch sein Pointentempo, das vom Publikum immer wieder mit Zwischenapplaus gewürdigt wird. Man spürt, welchen Spaß Weber hat, wenn er durch sein Programm fegt. Er platzt fast vor Spiel- und Erzählfreude.

Pausenlose Lachattacken


Oft liest man in Kabarett-Kritiken vom „ Pointenfeuerwerk“, vom „Frontalangriff auf die Lachmuskeln“ oder vom „Dauerlachen“. Aber selten treffen solche Komplimente so zu wie bei Philipp Weber. Denn tatsächlich wird man von Weber pausenlos mit Lachattacken versorgt. So schnell lässt es sich kaum lachen, prasseln schon die nächsten Pointen in den Zuschauerraum. Weber verzichtet dabei auf die großen Effekte. Weder ausgeklügelte Lichtspiele, noch andere Showelemente lenken von dem ab, was er zu erzählen hat. Und zu erzählen hat er viel rund ums Thema Trinken und Durst. Muttermilch, Red Bull (Morgenurin eines zuckerkranken Gummibärchens), Kaffee, Wein und Bier, alle erdenklichen Getränke werden auseinandergenommen: 
Am Institut für Ernährungswissenschaften in Hannover habe man zwei Lehrstühle und fünf Arbeitskreise gegründet sowie 250 Doktorarbeiten abgeschrieben, um herauszufinden, dass man am besten dann trinken sollte, wenn man Durst hat. Außerdem ist er dahinter gekommen, dass in 0,2 Litern Bier 0,3 Milligramm Vitamin B12 enthalten sind. So braucht er nach vier Halben keinen Apfel mehr zu essen.
Viel gibt er auch von seinem verstorbenen Onkel Rudi preis, dem Weinkenner mit Alkoholproblem, der Weisheiten kannte wie „wenn Gott gewollt hätte, dass wir Wasser trinken, hätte er nicht so viel davon gesalzen“.

Der kritische Blick auf die Gesellschaft geht in seinem Programm aber nicht verloren, denn die Absurditäten aus der Welt des Trinkens sind beträchtlich. So spricht der studierte Chemiker und Biologe von der Umweltschädlichkeit von Kaffeekapseln aus Aluminium oder von sündhaft teurem Import-Wasser. Seine Devise lautet: „Global denken, lokal trinken".
Er weist auch auf die 5000 Liter Wasser hin, die jeder täglich verbraucht, denn Wasser braucht man nicht nur zum Trinken und Waschen. Auch für die Produktion von Fleisch- oder Textilwaren wird Wasser benötigt, deshalb ist laut Weber ein Tanga sinnvoller als eine Kittelschürze.

Mit einer gelungenen Mischung aus Comedy und Kabarett hinterlässt Philipp Weber nach zwei Stunden Programm ein durstiggelachtes Publikum, das mit einem wohltuenden Lachrausch zufrieden nach Hause geht.

 

FOEN-X14 dauert noch bis zum 16. August.
Näheres zum Programm unter http://foen-x.com

www.kammgarn.at