"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Christina Porod · 25. Apr 2013 · Kleinkunst, Kabarett

„Herr Andi immer lustig“ – Vitásek und die Viper beim Seelax-Festival

Am gestrigen Mittwochabend besuchte ein Kabarettist der ersten Garde der österreichischen Kabarettszene das Freudenhaus in Bregenz. Der Film- und Theaterschauspieler, Regisseur und Kabarettist Andreas Vitásek nahm mit seinem Programm „war da was? – voraussichtlich ein Rückblick“ das Publikum mit auf die stetig wachsende „Stimmungsleiter“.

Der vielseitige Künstler erzählt ein bisschen über sich und sein Leben. „Hätt ich was Anständiges gelernt, könnt ich unten sitzen“. Dabei wurde der Wiener von der Pike auf geschult und hat die darstellende Kunst in verschiedenen Facetten kennengelernt. Er studierte Theaterwissenschaften und Germanistik, war Statist am Burgtheater, Schüler des Pantomimen Samy Molcho, besuchte die Theaterschule von Jacques Lecoq in Paris und absolvierte in Wien ein Regieseminar unter der Leitung von Peter Brook. Und auch mit zahlreichen Preisen ist er freilich eingedeckt. Als erster Österreicher überhaupt erhält Vitásek obendrein den Schweizer Kabarett-Preis „Cornichon“.

Nimm ein Sackerl für das Gackerl

Andreas Vitásek fügt Versatzstücke aus verschiedenen Programmen seiner letzten Bühnenjahre in das zweistündige Programm ein. Er lässt Erinnerungen über seine Kindheit in Wien-Favoriten Revue passieren, schildert Szenen seiner Vaterschaft, streut in Goethes Erlkönig die Missbrauchsfälle der Kirche ein („Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!“) oder versucht sich als Sänger - in der Nachbarschaft der Opernbühne, für ihn eine logische Konsequenz, trotz der nicht immer freundlichen Kritiken über seine Gesangsqualitäten. Seine Erinnerungen an die Palmers Entführung, den OPEC-Überfall und seine Erfahrungen mit Tollkirschen im Bundesheer, führt der einnehmende Kabarettist genauso herrlich humorvoll aus wie seinen Traum vom Leben im Grünen. Nicht nur, weil es lobenswert ist, dass der 56-Jährige ein Sackerl für das Gackerl seines Mops’ nimmt, muss dies erwähnt werden, sondern auch, weil die Demonstration urkomisch ist – Andreas Vitásek macht die Viper. Pointe um Pointe schlängelt sich so das Programm aufwärts.

Stetig steigende Stimmungskurve

Souverän leitet Andreas Vitásek sein Publikum durch das mannigfaltige Programm, gespickt mit mimischen Glanzleistungen und geschickt gesetzten Pausen. Kabarett vom Feinsten, das nach den ersten verhaltener aufgenommenen Sequenzen immer mehr in die Gänge kommt. Mit Können und Ausstrahlung, Witz und Charme gelingt es Vitásek die Stimmungskurve schnell weit nach oben zu schrauben.

Harmonisch gestrickt

Harmonisch reimt er sich aus der ersten Hälfte, denn „auch der Wahnsinn macht mal Pause“. Ebenso gewandt - nach Samuel Becketts „Ende, es geht zu Ende - Ein Körnchen gibt´s noch“ – führt Vitásek mit feinen Zugaben zum Finale. Mit einem, in den Zuschauerraum geschickten Küsschen, verabschiedet sich der Wiener Kabarettist und lässt ein zufriedenes Publikum zurück. Aber nicht für lange: Am heutigen Donnerstagabend kann man sich ein weiteres Mal im Freudenhaus in Bregenz davon überzeugen, dass „Herr Andi immer lustig“ ist, wie seine Putzfrau Renata zu sagen pflegt. Weshalb sie das meint? - Um 20.30 kann man mehr erfahren.

 

Mehr Infos zum Seelax-Programm unter: www.seelax.at