"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Thorsten Bayer · 10. Okt 2011 · Kleinkunst, Kabarett

Interview mit Josef Hader: „Der nächste Bundeskanzler könnte Strache heißen“

Auf Einladung des Zeughausvereins kommt Kabarettist Josef Hader in die Lindauer Inselhalle und zeigt dort am Freitag, 14. Oktober sein aktuelles Programm „Hader ist Hader“. Der Bayerische Rundfunk und das Münchner Lustspielhaus haben dem 49-jährigen gebürtigen Oberösterreicher vor kurzem den Bayerischen Kabarettpreis verliehen. In der Begründung dazu heißt es: „Dank seiner genauen Beobachtungsgabe, seiner großen Erzählkunst und blitzgescheiter Gedankengänge wird ein Abend mit Hader zu einem einmaligen Bühnenerlebnis.“ Er ist ein vielbeschäftigter Mann. In den vergangenen Jahren hat er auch an den Brenner-Verfilmungen nach den Romanen von Wolf Haas (zuletzt etwa „Der Knochenmann“) mitgewirkt – sowohl als Schauspieler als auch als Drehbuchautor. Kurz vor seinem Auftritt in Lindau hat er sich die Zeit für ein Interview mit Thorsten Bayer genommen.

Kultur: Ihr aktuelles Programm ist ein „Best of" der vergangenen fünf Programme. Was erlebt der Hader-Fan, der alle Shows gesehen hat, Neues?
Josef Hader
: Der erlebt tatsächlich nicht viel Neues. Drei Nummern sind extra für dieses Programm geschrieben, den Rest kennt er/sie. Allerdings ist die Anzahl der Hader-Fans, die seit 1985 alle acht Programme von mir gesehen haben und in Lindau wohnen, ziemlich überschaubar. Ich würde mal schätzen, es sind nullkommadrei Zuschauer.

Vor kurzem war Papst Benedikt VI. zu Gast in seiner deutschen Heimat und hat dabei viele enttäuscht, die auf Reformsignale gehofft haben. Welchen Eindruck hatten Sie von seinem Besuch? Und was halten Sie von diesem Aufruf zum Ungehorsam einiger österreichischer Pfarrer?
Wer sich von diesem Papst Reformsignale erwartet hat, hat irgendwas in den letzten dreißig Jahren nicht ganz verstanden. Ich trete aber noch nicht aus, ich wart noch einen Papst ab. Der Pfarrerinitiative ist nett, aber sinnlos. Nur ein neuer Reformpapst könnte grundlegend etwas ändern, aber wie sollen die stockkonservativen Kardinäle, die alle von Ratzinger und seinem polnischen Vorgänger ernannt worden sind, einen Reformpapst wählen? Die kleine Hoffnung kann nur sein, dass sie einen falschen erwischen, dass sie sich einfach verschätzen. Das wäre dann ein Beweis für göttliche Vorsehung.

In einem Interview mit Zeit Online haben Sie 2009 gesagt: „Ich freu mich immer sehr, dass wir in einem vereinten Europa leben, zusammen mit all diesen Ländern, die ich so mag.“ Hat sich Ihre Einstellung dazu heute, im Angesicht der Euro-Krise, verändert?
Nein. Diese Krise ist ja keine der europäischen Einigung, sondern eine Finanzkrise, vielleicht eine des gesamten Wirtschaftssystems. Da wären Einzelstaaten genauso überfordert wie die Union, wenn nicht noch mehr.

Im gleichen Interview war zu lesen: „Es gibt bei uns Politiker, die in Deutschland schon längst aus den Ämtern gefegt worden wären aufgrund von Aussagen, die bei uns keine Konsequenzen haben. Der Standard ist bei uns nicht immer westeuropäisch." Hat sich seit 2009 die Situation in Österreich verbessert oder noch verschlechtert?
Schlechter geworden ist es in Österreich nicht. Allerdings hat sich die Situation in den meisten europäischen Staaten an die in Österreich angeglichen. Wir befinden uns jetzt in guter Gesellschaft mit Italien, Ungarn, Frankreich, und vielen anderen. Einzig Deutschland ist auf einem Sonderweg, da sind wirklich einige Dinge nicht möglich, die inzwischen leider europäischer Standard sind.

Ist das österreichische Volk kollektiv in Lethargie verfallen? Rundum werden dauernd groß angelegte Geldverschiebeaktionen, Bestechungs- und Schmiergeldaffären etc. aufgedeckt, und keiner scheint sich wirklich darüber aufzuregen.
Es dominiert zurzeit wahrscheinlich die Befriedigung, dass alles tatsächlich so schlimm ist, wie man es sich immer vorgestellt hat. Mittelfristig wird man die Antwort an der Wahlurne geben, und der nächste Bundeskanzler könnte dadurch Strache heißen.

Im März haben Sie den Satirepreis „Göttinger Elch" gewonnen, vor wenigen Tagen den Bayerischen Kabarettpreis. Sind Sie überrascht über den großen Erfolg auch in Deutschland? Lacht das deutsche Publikum an anderen Stellen als Ihre Landsleute?
Ich habe schon 1991 den Deutschen Kleinkunstpreis bekommen und spiele seither regelmäßig in allen alten und neuen Bundesländern. Dadurch hält sich die Überraschung über meinen plötzlichen Erfolg in Deutschland in gewissen Grenzen.

Infos und Karten: www.zeughaus-lindau.de