Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Christina Porod · 04. Okt 2012 · Kleinkunst, Kabarett

Klamauk, Klischee, (Kunst)turnen - Das Murmeltier getarnt als KänguMuh – Rob Spence im Kinotheater Madlen

Rob Spence gastierte am gestrigen Mittwochabend mit seinem Soloprogramm „Das KänguMuh! Halb Australier. Halb Schweizer. Halb Schlau.“ im Heerbrugger Kinotheater Madlen. Um dem Besucheransturm gerecht zu werden, mussten noch Zusatzstühle aufgestellt werden. Der gebürtige Australier und Wahl-Schweizer schwadroniert in seinem Programm über Geschichten aus seiner Kindheit in Australien, sein Zusammenleben mit seiner Frau und profane Alltagsthemen. Bekannt geworden ist Spence etwa durch Gastauftritte in Fernsehsendungen wie der „Wochenshow“, der „Harald-Schmidt-Show“ und dem „Quatsch-Comedy-Club“.

Für Unbekümmerte und solche, die es bleiben wollen

Die Show beginnt mit Klängen eines Didgeridoos, bevor der Comedian voller Elan die Bühne betritt. Frisch gewaschen und rasiert, so soll man ihn genau ansehen, denn so wird er nicht mehr lange aussehen. Was der Entertainer damit meint, wird schon wenige Minuten später klar: Er turnt gerne. Seine Schwänke handeln von seiner Jugend im australischen Nirgendwo, auf der Schaffarm seines Vaters. Wie er und sein stark übergewichtiger Freund mit Hilfe eines Schuppendaches und eines Trampolins den Schafteppich erfunden haben, ist ein weiteres Schmankerl seines Programms. Übers klassische Witzereißen geht Spence nicht hinaus. So scherzt er über die Misere, sich nur Economy-Class leisten zu können und das Pech, neben einem unangenehmen Mitreisenden zu sitzen, der ihn nasal vergewaltigt.

Er nimmt das Verhalten von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten im Alkoholrausch unter die Lupe. Die Deutschen beweisen ihre Fremdsprachenkenntnis, wenn sie den Partyhit „vamos a la playa“ singen, die Iren versuchen sich aus Spaß umzubringen, was dem Australier ein Rätsel ist. Er selbst, in alkoholisiertem Zustand, habe lediglich den Drang sich zu vermehren. Spence behauptet von sich ein überzeugter Relaxoholic zu sein und hält fest: „In Australien ist das Wort Arbeit ein Schimpfwort. In der Schweiz hingegen das Wort Urlaub ein Fremdwort.“

Der Mann, die Frau und die Klobrille

Männer und Frauen sind ein zentrales Thema des One-man-Komödianten und so wird kaum ein Geschlechterklischee ausgelassen. Jedes Stereotyp, das er in seiner Ehe mit einer Schweizerin beobachten kann, wird bedient. Etwa, wenn seine Ehefrau die Kloschüssel so keimfrei schrubbt, dass man darin den Salat waschen könnte. Das Thema Mann-Frau-Klobrille muss an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden, man weiß was noch kommt: Tampons kaufen für die Frau. Titten, Tampons, Condoms, so plaudert er über banale Themen ohne Substanz oder Tiefsinn. Vor, nach und während all dieser Geschichten findet viel Akrobatik statt.

Nach jeder Szene grüßt das Murmeltier

An Bewegung auf der Bühne mangelt es nicht. Ohne Zweifel ist Spence ein begnadeter Körperakrobat, auch sein Mienenspiel sorgt immer wieder für Lacher. Seine Moonwalk-Fähigkeit in Kängurupantoffeln ist unbestritten. Aber muss sie bis zum Umkippen wiederholt und somit ausgereizt werden? Auch sonst sind seine Bewegungen die immergleichen. Ob als Springreiter mit Helm und Jackett oder als Schuljunge, der mit Badekappe und rotem Umhang Superman sein möchte. Die scheinbaren Gummibeine schlendern in jede Himmelsrichtung genauso wie seine Augen.

Am besten ist der Comedian, wenn er das Publikum miteinbezieht. Mühelos gelingt es dem 46-Jährigen die Zuschauer zu animieren und auf seine Seite zu ziehen. Mit Hilfe eines jungen Paars in der ersten Reihe wird von der Bühne aus improvisiert. Die dadurch entstandene Situationskomik und das mitreißende Lachen der jungen Fangemeinde sind die Höhepunkte der ansonsten durchgängig halbschlauen Comedy-Show des durchaus sympathischen Wahl-Schweizers.