Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Thorsten Bayer · 20. Apr 2013 · Kleinkunst, Kabarett

Kunstvolle Originaltonzerstörer: maschek am Spielboden Dornbirn

Vor ausverkauftem Haus boten die drei Kabarettisten von maschek am gestrigen Freitagabend großartige Unterhaltung. Peter Hörmanseder, Ulrich Salamun und Robert Stachel zerpflücken zum Abschluss ihrer Trilogie der „maschek Fernsehtage“ 50 Stunden TV-Material, setzen es neu zusammen und spinnen eine grobe Rahmenhandlung darum. Das Rohmaterial ging an einem einzigen Tag über die Sender, nämlich am 11.11.2011. So ist ein Programm entstanden, das seinem Namen gerecht wird: „111111 – ein phänomenaler Fernsehtag“.

Das Warten hat sich gelohnt. Zum ersten Mal treten maschek in Dornbirn auf. Und nicht nur das Publikum, sondern speziell der Geschäftsführer der Spielboden Veranstaltungs GmbH hat eine Menge Geduld gebraucht. „Im September 2010 habe ich Peter Hörmanseder eine erste Anfrage per Mail geschickt“, erzählt Andreas Haim in seiner kurzen Begrüßungsansprache. „Im Oktober 2012 kam schließlich seine Antwort.“ Nun ist es also so weit: Hörmanseder, Salamun und Stachel nehmen auf bequemen Lederstühlen Platz, vor ihnen ein großer Monitor und das Publikum. Zu ihrer Rechten steht eine große Leinwand, auf der die Zuschauer das TV-Geschehen verfolgen können.

Von den ersten Szenen, einem Interview mit Franz Klammer, hängt das Publikum nicht nur an den Bildern, sondern vor allem an den Lippen der Originaltonzerstörer, wie sie auf ihrer Homepage bezeichnet werden. Scheinbar ohne textliche Unterstützung, beispielsweise in Form eines Teleprompters, feuert das Trio live aus allen humoristischen Rohren. Dabei halten sie sich an ihre Prämisse aus dem Pressetext „Fernsehen manipuliert die Welt. maschek manipulieren Fernsehen. Folglich manipulieren maschek die Welt. Jedenfalls einen Tag lang. Und das bereits zum dritten Mal.“ Auf das Programm „090909 – ein katastrophaler Fernsehtag“ folgte „101010 – ein revolutionärer Fernsehtag“.

Meta-Ebene


Die Rahmenhandlung ist vergleichweise unwichtig: Ein unbekanntes Phänomen bedroht die Zivilisation. Es verdichten sich Anzeichen einer feindlichen Invasion. Keiner weiß, wann sie kommen wird, sie ist weder sichtbar, noch zeigt sie spürbare Auswirkungen. Viel wichtiger – und unterhaltsamer – sind die Wege, die maschek beschreitet und wen sie dabei aufs Korn nehmen. Eine Menge Prominente kriegen ihr Fett weg: vom dauerpräsenten Moderatoren-Duo Joko und Klaas über Fernseh-Coachin Sabine Asgodom bis hin zu Staatschefs wie Angela Merkel und immer wieder Wladimir Putin. Besonders gelungen: Zur Beurteilung ihres Programms liefern die Satiriker die Meta-Ebene gleich mit, wenn sie immer wieder TV-Szenen einer Besprechung zu einer Sitzung auf höchster Ebene darüber umdeuten, ob das maschek-Projekt förderungswürdig sei.

Red-Bull-Frucht und Flymann


Die Szenen und Protagonisten wechseln ständig: von der Besatzung des Raumschiffs Enterprise geht es zu HC Strache, von Popstar Shakira zu Papst Franziskus. Manche originellen Erkenntnisse bleiben dennoch hängen, z.B. „Die Red-Bull-Frucht führt zu teppichartigem Bewuchs des Rücken“, „Papst Benedikt bucht seine Reisen auf Latein“ oder auch „Der beste Mitarbeiter des Kanzlers heißt Flymann“. Apropos Flymann: Diese Szene, das Sommerinterview von Armin Wolf mit Werner Faymann, die als erste von zwei Zugaben gespielt wird, gehört zweifellos zu den Höhepunkten der abwechslungsreichen Show. An Red Bull arbeiten sich maschek besonders gern und besonders leidenschaftlich ab – zum großen Vergnügen des Publikums.

Übrigens: Woher der Name „maschek“ stammt bzw. was er bedeuten soll, gibt manchen Rätsel auf. Auf ihrer Homepage lüften die Künstler dieses etymologische Geheimnis. Demzufolge kommt der Name weder „aus dem Tschechischen noch aus dem Unanständigen, sondern über den Wiener Dialektausdruck ‚Maschekseiten’ (von hinten, über die Irxen) aus dem Ungarischen.“

www.maschek.org
www.spielboden.at